Im Juli 2014 wurden in einer repräsentativen Omnibus Befragung 500 ÖsterreicherInnen gefragt, auf welche gesellschaftlichen Ziele sich Wirtschaftswachstum in Österreich aus ihrer Sicht positiv, negativ oder gar nicht auswirkt. Im selben Zeitraum wurden 243 ExpertInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Interessensvertretungen, Verwaltung und NGOs über selbiges Thema befragt. Eines zeigte sich dabei klar: Während die Bevölkerung klassischem Wirtschaftswachstum einige positive Effekte attestiert, sehen das die FachexpertInnen wesentlich nüchterner: Obwohl in Summe neun wichtige gesellschaftliche Ziele abgefragt wurden, bringt demnach ein klassisches BIP-Wachstum nur der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen deutlich positive Impulse. Dem stehe aus ExpertInnen-Sicht aber negative Auswirkungen auf Umwelt- und Klimaschutz gegenüber.
Zusammenfassung der Befragungsergebnisse
Tendenzen der Bevölkerung
Die Ergebnisse zeigen, dass es bei der Bevölkerung viele positive Assoziation mit BIP-Wachstum gibt wie sicheres Umfeld und sozialer Friede (58 %), Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen (55 %), sozialer Zusammenhalt (55 %), persönliche Freiheit und Selbstbestimmtheit (51 %). Jedoch glaubt nur die Hälfte daran, dass es in den nächsten Jahren in Österreich ein deutliches Wirtschaftswachstum geben wird.
BIP Wachstum wirkt sich negativ auf die Verteilungsgerechtigkeit (43 %) und die Erreichung der Klimaschutzziele (38 %) aus, sagt die Bevölkerung.
Tendenzen der ExpertInnen
Bei ExpertInnen aus Wissenschaft, Verwaltung, NGO, Interessensvertretungen, Medien und Politik fällt die Einstellung zum BIP Wachstum deutlich weniger euphorisch aus, in positiver wie negativer Hinsicht. Lediglich bei der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen zeigt sich ein deutlich positiver Zusammenhang mit einem BIP-Wachstum (83,13 %), ein sicheres Lebensumfeld und Erhalt des sozialen Friedens (47,33 %) sowie faire Chancen für kommende Generationen (32,92%) werden auch noch öfters positiv mit dem BIP Wachstum in Verbindung gebracht.
Bei den Umfrageergebnissen der ExpertInnen zeigt sich, dass das BIP- Wachstum als negativ hinsichtlich der Erreichung der Klimaschutzziele (60,91%) und der Umsetzung von Umweltschutz-Maßnahmen (46,91%%) gesehen wird.
Unterschiede bei Region, Alter und Interessensgruppen
Die Ergebnisse bei der Bevölkerungs-Umfrage zeigen große regionale Disparitäten bei der Einschätzung des Wirtschaftswachstums in den nächsten Jahren. Wien (57 %), Steiermark, Kärnten (55 %), Salzburg, Oberösterreich (55 %) zeigen sich eher optimistisch, dass es ein Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren geben wird. Tirol, Vorarlberg (38 %), Niederösterreich und das Burgenland (45 %) zeigen sich diesbezüglich eher pessimistisch.
Auch bei Alter und Ausbildung der Befragten sind Unterschiede zu erkennen. Besonders Personen, die sich in Ausbildung befinden, zeigen sich sehr optimistisch (78 %), dass es in den nächsten Jahren ein deutliches Wirtschaftswachstum geben wird, gefolgt von Angestellten/BeamtInnen (52 %), PensionistInnen (48 %) und ArbeiterInnen (48 %). Am pessimistischsten äußerte sich die Gruppe der Hausfrauen mit 30%.
Unter den ExpertInnen sind deutliche Ausreißer innerhalb der Interessensgruppen zu verzeichnen. Bei der Detailfrage, ob sich BIP-Wachstum auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen besonders positiv auswirkt, zeigen sich NGOs mit 54,29 % vergleichsweise viel weniger positiv. Ebenso bei der Frage, ob sich Wachstum in Österreich besonders positiv auf sicheres Lebensumfeld und Erhalt des sozialen Friedens auswirkt zeigen sich NGO am kritischsten mit 17,14 %. Sowohl NGO (2,86 %) als auch die Verwaltung (5%) sehen Wirtschaftswachstum als wenig positive Auswirkung auf gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen.