In einem Beitrag der Tageszeitung „DerStandard“ sprechen die beiden SpitzenökonomInnen Claudia Kemfert und Clemens Fuest über die Zukunft unseres Wirtschaftens. Sie vertreten unterschiedliche ökonomische Richtungen, sind sich aber einig, dass es ein Weitermachen wie bisher nicht geben dürfe. Für beide ExpertInnen ist klar: Themen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes werden künftig eine größere Rolle spielen.
Claudia Kemfert, die am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin die Abteilung für Energie, Verkehr und Umwelt leitet, fordert vor allem eines: Die Emissionen müssen runter. Das gelte für die Energiegewinnung und die Industrie. Ganz besonders gelte es aber für den Verkehr. „Wir sind in Sachen Klimawandel und Umweltschutz an einem Kipppunkt angelangt“, sagt Kemfert.
Clemens Fuest, Leiter des Münchner Ifo-Instituts, fordert mehr Binnenmarkt und einen neuen Regulierungsrahmen für die Digitalisierung, der den Datenschutz sichert, aber gleichzeitig die Erhebung, das Teilen und Nutzen von Daten fördere, um die Wachstumspotenziale von Europa zu heben. Drittens wünsche er sich, dass die europäischen Staaten die EU künftig stärker dafür nutzen, bei Kernthemen gemeinsame Sache zu machen wie etwa bei Infrastrukturprojekten und Klimapolitik. Die Corona-Krise habe gezeigt, dass ein kluges Zusammenwirken zwischen staatlichen Eingriffen und marktwirtschaftlichen Prozessen die besten Ergebnisse zeitige. So sehr der Staat in Krisen stabilisierend eingreifen soll, so sehr seien übermäßige Staatseingriffe in normalen Zeiten aber schädlich.