3.3.2015, Wien/ Immer mehr Lebensbereiche sind rechtlichen Regelungen unterworfen. Die Privatisierung von staatlichem sowie gemeinschaftlichem Eigentum geht dabei oft mit Menschenrechtsverletzungen und der Einführung neuer (geistiger) Eigentumsrechte einher. Entrechtung und Enteignung sind – wie das Beispiel Indien zeigt – häufig die Folge: Ganze Dörfer werden umgesiedelt, um Infrastrukturprojekte zu realisieren, Rohstoffe abzubauen oder Naturschutzgebiete zu errichten. Wie können marginalisierte Bevölkerungsgruppen gegen das mächtige Zusammenspiel von internationalen Organisationen, multinationalen Konzernen und „listigen Staaten“ ankämpfen? Warum artikulieren sich Proteste immer häufiger vor Gericht und in der Sprache des Rechts? Welche Folgen hat diese Grenzverschiebung zwischen Recht und Politik für die Demokratie?
Wiener Vorlesung
Dienstag, 3. März 2015, 19:00 Uhr
Wiener Rathaus, Festsaal, Lichtenfelsgasse 2, 1010 Wien
Anschließend Podiumsgespräch mit Karin Lukas
Moderation: Hubert Christian Ehalt
Shalini Randeria ist seit Januar 2015 Rektorin am Institut für die Wissenschaften vom Menschen, das 1982 vom polnischen Philosophen Krzysztof Michalski gegründet wurde. Zudem ist sie Professorin für Sozialanthropologie und Soziologie am Graduate Institute of International and Development Studies in Genf. Sie studierte Soziologie und Sozialanthropologie an den Universitäten in Delhi, Oxford und Heidelberg, promovierte und habilitierte sich an der Freien Universität Berlin und hatte Professuren in München, Budapest und Zürich inne. Sie war Senatsmitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Peter-Ustinov Professorin an der Universität Wien und ist zur Zeit Gastprofessorin am WZB Berlin sowie an der FU Berlin. Ihre Forschungen zu Globalisierung und Governance untersuchen die Wechselwirkungen zwischen internationalen Institutionen, Staaten und soziale Bewegungen. Sie befassen sich mit Rechtspluralismus, Bevölkerungspolitik und Gender sowie der Privatisierung von kollektiven Ressourcen. Ihre zahlreichen Veröffentlichungen umfassen: Critical Mobilities (2013); Jenseits des Eurozentrismus: Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften (2013); Vom Imperialismus zum Empire: Nicht-westliche Perspektiven auf Globalisierung (2009).
Karin Lukas ist Senior Researcher und Teamleiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und Mitglied des Europäischen Sozialausschusses des Europarats. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien und absolvierte Masterstudien zu Menschenrechten und Gender & Recht. Sie war Research Fellow an der Universität Manchester und dem University College London. Als Konsulentin berät sie nationale und internationale Institutionen in den Bereichen Menschenrechte und Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Frauenrechte. Frau Lukas arbeitet seit 2001 intensiv zum Thema Menschenrechte und Wirtschaft. Ihr letztes Buch zu Arbeitsrechten in Globalen Produktionsnetzwerken erschien 2013. Zur Zeit leitet sie ein Forschungsprojekt zu Beschwerdemechanismen für Opfer von Menschenrechtsverletzungen im Unternehmenskontext.
Wiener Vorlesungen
Das 1987 ins Leben gerufene Dialogforum der Stadt Wien lädt Persönlichkeiten des intellektuellen Lebens in die Festsäle des Rathauses ein, um Analysen und Befunde zu den großen aktuellen Problemen der Welt abzugeben. Die Wiener Vorlesungen sind öffentlich und frei zugänglich. Nähere Informationen: https://www.wien.gv.at/kultur/abteilung/vorlesungen/