Die aktuelle Ausgabe der Studie „Wie geht’s Österreich?“ von Statistik Austria zeigt ein sehr komplexes Bild der Entwicklung von Wohlstand und Fortschritt in Österreich. So stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf 2015 im Vergleich zum Vorjahr (EU-28: +1,9%) und die verfügbaren Einkommen der Haushalte sowie der Konsum (real pro Kopf) gingen zum dritten Mal in Folge zurück. Bei der Lebensqualität zeigte sich auch im EU-Vergleich eine hohe Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt. Der Anteil der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten ging von 19,2% auf 18,3% zurück. Die Arbeitslosenquote stieg im vergangenen Jahr um 0,1%-Punkte auf 5,7%. Feinstaub und Treibhausgasemissionen verzeichneten in den letzten Jahren Rückgänge. Der wachsende Flächenverbrauch sowie der im internationalen Vergleich hohe Ressourcenverbrauch stellen weiterhin große Umweltprobleme darMaterieller Wohlstand: Reales BIP pro Kopf stagniert, Einkommen und Konsum sinken
2015 stagnierte die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf (AT: 0,0%, EU-28: +1,9%). Im EU-Vergleich liegt Österreich beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards (KKS) nach wie vor an vierter Stelle. Die realen verfügbaren Haushaltseinkommen pro Kopf sowie der reale Konsum pro Kopf (beides inkl. sozialer Sachtransfers und Non-Profit-Organisationen) nahmen von 2014 auf 2015 geringfügig um 0,5% bzw. 0,6% ab. Die Arbeitsproduktivität (BIP je geleisteter Arbeitsstunde) stieg von 2014 auf 2015 um 1,6%.
Bei den inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen der unselbständig Beschäftigten kam es langfristig zu einem Auseinanderdriften der niedrigen und hohen Einkommen, 2014 gab es im Vergleich zum Vorjahr keine Veränderung. Die Verteilung der verfügbaren Nettohaushaltseinkommen (S80/S20 – Einkommensquintilsverhältnis) blieb jedoch seit 2011 nahezu unverändert, Haushalte im obersten Quintil hatten viermal mehr Einkommen als jene im untersten. Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen lag in Österreich weiterhin auf einem – im internationalen Vergleich – hohen Niveau von 22,9% (EU-28: 16,2%) und ging 2015 nur geringfügig zurück.
Das Vermögen der Haushalte zeigte nach Daten des „Household, Finance and Consumption Survey“ (HFCS 2014) eine erhebliche Ungleichverteilung. Der Median der Nettovermögen lag bei 86.000 Euro, die reichsten 10% der Haushalte verfügten jedoch jeweils über ein Vermögen von mehr als 518.000 Euro. Beim Bruttovermögen hielten die 5% der Haushalte mit dem höchsten Bruttovermögen 42% des gesamten Bruttovermögens.
Eine vertiefende Betrachtung der Aspekte von Einkommen und Vermögen unter Mitarbeit der Oesterreichischen Nationalbank zeigt eine Finanzvermögenskluft zwischen Haushalten mit bzw. ohne Kinder. 70% der Haushalte, in denen Kinder aufwachsen, weisen weniger als das Median Finanzvermögen pro Person auf, bei den Haushalten ohne Kinder sind es nur rund 45%.
Lebensqualitätsindikatoren in vielen Bereichen stabil, leicht positive Entwicklung bei Zufriedenheit
Die allgemeine Lebenszufriedenheit wies nach wie vor ein hohes Niveau auf. Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit in Österreich lag auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) für 2015 bei 7,9 (EU-28: 7,1 für 2013). Der Anteil der Personen mit einer geringen Zufriedenheit (fünf oder weniger) ging von 13% auf 11% zurück.
Der Anteil der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten lag 2015 mit 18,3% (EU-28: 23,7%) um 0,9%-Punkte unter dem Wert des Vorjahres. Österreich gehörte 2015 mit einer Arbeitslosenrate von 5,7% zu den Ländern mit den niedrigsten Arbeitslosenraten in Europa (EU-28: 9,4%), wobei diese in Österreich zuletzt geringfügig anstieg (+0,1%-Punkte im Vergleich zu 2014).
Umwelt: Positive Entwicklungen bei Emissionen; Flächen- und Ressourcenverbrauch weiterhin zu hoch
Die Treibhausgasemissionen gingen von 2005 bis 2014 um insgesamt 17,8% zurück (EU-28: -17,4%) und zeigten damit eine deutliche Entkoppelung von der Wirtschaftsleistung. Auch die PM10-Emissionen (Feinstaub) konnten weiter gesenkt werden (-20,7% von 1995–2014).
Die Nutzung freier Flächen für Bau, Verkehr und Sonstiges stieg von 2001 bis 2015 um 23,1% an (österreichische Bevölkerung +7,3%). Die Neuinanspruchnahme lag im Durchschnitt 2012–2015 bei 16,3 Hektar pro Tag. Der inländische Materialverbrauch blieb in den vergangenen Jahren konstant, war aber 2015 mit rund 22 Tonnen pro Kopf dennoch hoch (EU-28: 13 t). Der energetische Endverbrauch wuchs von 1995 bis 2015 um 29% (EU-28 -2,0% bis 2014). Österreich wies einen der höchsten Pro-Kopfverbräuche von Energie in Europa auf und lag damit 2014 im EU-Vergleich (EU-28) an 25. Stelle.
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