Ein neuer Index soll dabei helfen, die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit einerseits und sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit andererseits besser zu verstehen. Österreich schneidet dabei sehr gut ab.
Das World Economic Forum hat erkannt, dass es immer wichtiger wird, die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit einerseits und sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit andererseits besser zu verstehen. Daher wurde der bisherige „Global Competitiveness Index“ zum „Sustainability-Adjusted Global Competitiveness Index“ weiterentwickelt: Dieser neue volkswirtschaftliche Maßstab hat das Ziel, die Institutionen, politischen Maßnahmen und Faktoren zu bewerten, die es einer Nation ermöglichen, langfristig produktiv zu bleiben, während gleichzeitig die soziale und ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet bleiben soll – gebündelt zu einer einzigen, griffigen Kennzahl. Der alte Index soll um zwei weitere Säulen ergänzt werden:
Die eine ist der „Social Sustainability Pillar“, der die Institutionen, politischen Maßnahmen und Faktoren beurteilen soll, die es allen Mitgliedern der Gesellschaft ermöglichen, bestmögliche Gesundheit, Partizipation und Sicherheit zu erfahren; sowie die Möglichkeiten, zum Wohlstand des Landes beizutragen und von diesem zu profitieren. Das betrifft grundlegende Bedürfnisse (sauberes Trinkwasser oder Gesundheitsdienstleistungen beispielsweise) ebenso wie den sozialen Zusammenhalt, die Verteilung der Einkommen, Jugendarbeitslosigkeit oder soziale Sicherheit, aber auch die Widerstandskraft einer Gesellschaft gegen Krisen oder das Ausmaß der Schwarzarbeit.
Die andere ist der „Environmental Sustainability Pillar“, mit dem die Institutionen, politischen Maßnahmen und Faktoren gemessen werden sollen, die ein effizientes Ressourcen-Management sicherstellen und die gegenwärtige und zukünftige Generationen zu Reichtum befähigen. Umweltpolitik, die Verwendung erneuerbarer Ressourcen und der Grad der Umweltverschmutzung stehen hierbei im Fokus.
So weit die Idee hinter dem neuen „Sustainability-Adjusted Global Competitiveness Index“, den man sich allerdings noch nicht als fertiges Werkzeug vorstellen darf: Noch liegen zu wenige hoch-qualitative Daten vor, und auch die komplizierten Zusammenhänge zwischen Wettbewerbsfähigkeit, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit wurden noch nicht ausreichend durchdrungen – es ist Work in Progress.
Zweifellos jedoch ist bemerkenswert, dass Österreich vom 16. auf den 7. Platz (unter 147 bewerteten Ländern) vorstößt, wenn man den neuen „Sustainability-Adjusted Global Competitiveness Index“ statt des alten „Global Competitiveness Index“ zugrunde legt.
Offenbar werden – erfreulicherweise – damit jene Assets sichtbar gemacht und gewürdigt, derer sich Österreich gerne rühmt: nämlich das Gesundheitswesen, eine im EU-Vergleich geringe Jugendarbeitslosigkeit, hohe Umweltschutzstandards, vielleicht auch das Wiener Hochquellleitungswasser. Wenn sich der neue Index als wirtschaftspolitisch relevante Kennzahl durchsetzt, dürfte das für Österreich auch konkrete ökonomische Früchte tragen.
Quelle: Wiener Zeitung
Autor: Nikolai Haring – Nikolai Haring ist Fachbereichsleiter Rechnungswesen und Controlling sowie Koordinator Praxiskontakte am Institut für Unternehmensführung der FH Wien der Wiener Wirtschaftskammer.
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