Durch die Digitalisierung ergeben sich neue Chancen für den sozial-ökologischen Umbau, sie birgt aber auch vielfältige Risiken: Wird die Digitalisierung zu einem Treiber für den Energie- und Rohstoffverbrauch? Schafft die Digitalisierung neue gesellschaftliche Ungleichheiten? Die Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind in vielen Bereichen noch unzureichend erforscht. Zudem ist oft noch unklar, wie die Potenziale der Digitalisierung für eine nachhaltigere Gesellschaft konkret mobilisiert werden können. In einem neuen Forschungsprojekt „Transformationsroadmap Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie untersuchen Forschende, welche Faktoren und Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Gestaltung der Digitalisierung entscheidend sind und wie politisches Handeln so ausgerichtet werden kann, dass die Potenziale der Digitalisierung ausgeschöpft werden können.
Die Folgen der Digitalisierung sind für die Nachhaltigkeit sehr ambivalent und gleichzeitig bieten sich neue Chancen: Einerseits erhöht sich durch die Digitalisierung der weltweite Strom- und Ressourcenverbrauch. Schon in wenigen Jahren könnte die Digitalbranche nach Schätzungen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) global mehr CO2-Emissionen verursachen als der Pkw-Verkehr. Andererseits kann die Digitalisierung auch nachhaltigere Lebens- und Wirtschaftsweisen unterstützen, indem beispielsweise Flugreisen durch virtuelle Meetings ersetzt oder durch eine intelligente Steuerung Materialien in der Produktion effizienter genutzt und Strom aus vielen dezentralen Quellen zu virtuellen Kraftwerken gebündelt werden. Gleichzeitig verändert die Digitalisierung die Art und Weise wie Menschen und Organisationen miteinander kommunizieren und sich organisieren. Dies prägt die künftigen Bedingungen für unser Handeln in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
„Die Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind in vielen Bereichen noch unzureichend erforscht. Auch wird häufig auf die Potenziale der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit verwiesen – wie diese jedoch in konkreten Anwendungsfeldern mobilisiert werden können, ist oft noch unklar. Hier fehlt vielfach noch grundlegendes Wissen über Wirkungszusammenhänge sowie eine klare Orientierung und Handlungsoptionen“, betont Kerstin Fritzsche, Forschungsleiterin Digitalisierung am IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung.
Das neue Forschungsprojekt „Transformationsroadmap Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ will diese Lücken schließen, daher entwickeln die Forschenden entscheidungs- und handlungsrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei die Umweltpolitische Digitalagenda des deutschen Bundesumweltministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), deren strategischen Handlungsfelder aufgenommen und um neue Forschungsthemen erweitert werden. Dr.-Ing. Stephan Ramesohl, Co-Leiter des Forschungsbereichs Digitale Transformation in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, erläutert: „Durch die innovativen inter- und transdisziplinären Ansätze werden bislang unberücksichtigte Wechselwirkungen und Abhängigkeiten rund um die Digitalisierung gezielt in den Blick genommen und neue Horizonte von sich gerade erst herausbildenden Entwicklungen und Fragestellungen erkundet.“
Das Projekt „Transformationsroadmap Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ im Überblick
Folgende Ziele haben sich die am Projekt beteiligten Forschenden gesetzt:
- Ansatzpunkte zur Gestaltung der Digitalisierung für eine sozial-ökologische Transformation identifizieren und mobilisieren
- Schaffung von Problem- und Handlungswissen zur Stärkung der Strategie-, Design- und Handlungsfähigkeit von Nachhaltigkeits- und Umweltpolitik (Transformationsroadmap)
- Erschließung neuer Zielgruppen für eine digital-sozial-ökologische Nachhaltigkeits- und Umweltpolitik sowie Aufbau eines Forschungsnetzwerks
Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und gemeinsam vom IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und dem Wuppertal Institut geleitet und bearbeitet. Die Koordination des Verbundprojekts liegt beim IZT.
Quelle: Wuppertal Institut