Bei der von den Land- & Forstbetrieben Österreich veranstalteten Fachtagung „Klima- und Energiepolitik: Chancen und Herausforderungen für die Land- und Forstwirtschaft“ am 30. Juni 2020 war man sich einig: Österreich muss jetzt sein Energie- und Wirtschaftssystem anpassen – weg von fossilen und hin zu nachwachsenden Rohstoffen. Die heimischen Land- und Forstwirte können dazu mit ihren nachhaltigen Ressourcen, die in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, einen wertvollen Beitrag leisten und sind bereit, mitzuwirken.
„Die aktuelle COIN-Studie des Wegener Centers der Uni Graz bestätigt gerade wieder, dass weiteres Abwarten und Untätigkeit beim Klimaschutz 15 Milliarden Euro pro Jahr kosten wird. Ich bin überzeugt, wir sind uns darüber einig, dass wir weder die Zeit, noch das Geld dafür haben. Also handeln wir jetzt! Österreichs Land- und Forstwirte sind bereit, mitzuhelfen. Sie sind in vielen Fällen direkt Betroffene des Klimawandels, aber sie sind auch ein wesentlicher Teil der Lösung. Nur gemeinsam mit den heimischen Landbewirtschaftern ist es möglich, die Klima- und Energiewende zu meistern! Es braucht aber ambitionierte politische Rahmenbedingungen und Unterstützung, die bei den Betrieben ankommt“, stellt DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, zu Beginn der Tagung fest.
Experten beleuchten aktuelle Themen der Klima- und Energiepolitik
„Um das Ziel der Regierung – Klimaneutralität bis 2040 – erreichen zu können, müssen wir innerhalb von 19 Jahren ein vollständiges Phasing-out aller fossilen Energieträger aus unserem Energiesystem bewerkstelligen. Dieses bedingt ein unverzügliches Hochfahren aller erneuerbaren Energien bei gleichzeitiger Steigerung der Energieeffizienz in allen Sektoren. Investitionsentscheidungen, die heute getroffen werden, wirken bis 2040 durch. Wir dürfen keine wertvolle Zeit verlieren. Der Land- & Forstwirtschaftssektor ist der wichtigste Lieferant für erneuerbare Energien und hat es geschafft, mit generationenübergreifender Nachhaltigkeit nicht nur steigende Bioenergiemengen bereitzustellen, sondern gleichzeitig auch die Kohlenstoffspeicherung in den Waldbeständen und Ackerböden sowie in den Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen zu erhöhen. Unser Sektor ist ein unverzichtbarer Teil der Lösung in der Klimakrise!“, ist DI Kasimir Nemestothy, Referatsleiter Energie und Klima in der Landwirtschaftskammer Österreich, überzeugt.
„Bioenergie liefert derzeit rund 13 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Damit ist sie die mit Abstand wichtigste Quelle von erneuerbarer Energie. Im Vergleich: Wind und Solarenergie liefern jeweils rund 1 Prozent, selbst Nuklearenergie nur 2 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Modernste Technologien erlauben es, Bioenergie immer effizienter und sauberer zu machen. Als einzige Form erneuerbarer Energie kann Bioenergie alle wichtigen Energiemärkte bedienen: den Wärmemarkt, den Strommarkt, den Treibstoffmarkt und den Gasmarkt. Damit wird sie für die Energiewende, den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger, eine Schlüsselrolle spielen“, so Dr. Christian Rakos, Präsident des Welt-Biomasseverbandes und Geschäftsführer von proPellets Austria.
„Die Land- und Forstwirtschaft ist eine der größten Leidtragenden der Klimakrise. Um die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und biogenen Rohstoffen weiterhin gewährleisten und Bäuerinnen und Bauern eine Zukunftsperspektive geben zu können, müssen wir die Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Dazu haben wir uns im Regierungsprogramm bekannt. Die Land- und Forstwirtschaft ist aber auch gefordert, sich den großen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Klima– und der Biodiversitätskrise zu stellen und Produktionsweisen nachhaltig und zukunftsfit umzubauen. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam an einem Weg in eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Zukunft arbeiten können“, betont DIin Irmi Salzer, Stv. Kabinettschefin im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
Resolution an Klimaministerium übergeben
Im Rahmen der Veranstaltung überreichten die Land&Forst Betriebe Österreich ihre in der zuvor abgehaltenen Vollversammlung verabschiedete Resolution zur Klima- und Energiepolitik an die Vertreterin des zuständigen Bundesministeriums, Stv. Kabinettschefin DIin Irmi Salzer. Die Resolution beinhaltet die wesentlichen Punkte, mit denen Österreich seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten und den dramatischen Folgeschäden eines klimapolitischen Nicht-Handelns mit wichtigen Schritten entgegentreten kann und muss. Sie zeigt aber auch die Bereitschaft und Motivation der heimischen Landbewirtschafter, im Kampf gegen den Klimawandel mitzuwirken und verdeutlicht, dass für diese Energiewende eine flächendeckende, nachhaltige und aktive Landbewirtschaftung notwendig und gesetzlich abzusichern ist!
- Massiver Ausbau der emissionsfreien Energieerzeugung – Sonne, Wind, Wasser
- Steigerung emissionsneutraler Energie durch nachhaltige Biomassenutzung
- Maximale Verwendung von Holz als Bau- und Dämmstoff
- Phase-Out-Plan für fossile Energieträger
- Investitionen in Infrastruktur, neue Technologien und Energieeffizienz
- Nachhaltige flächendeckende Land- und Forstwirtschaft absichern
„Aktuell leben wir alle auf Kosten der Natur, der Umwelt und der Zukunft unserer Kinder. Wir müssen dringend – sprich jetzt – gegensteuern. Fossile Rohstoffe sind die Hauptursache des Klimawandels, deshalb muss das fossile Zeitalter endlich ein Ende finden. Wir benötigen eine sofortige Energiewende und die Forcierung von Ökostrom. Die Zukunft heißt Bioökonomie, denn in ihr steckt viel Zukunftspotential, um die Klima- und Energiewende jetzt anzugehen. Wir fordern daher von der Bundesregierung eine rasche Umsetzung der übergebenen Punkte, um Österreich weg von fossiler und hin zu erneuerbarer Energie zu bringen“, so Verbandspräsident DI Felix Montecuccoli bei der Übergabe der Resolution an KC-Stv.in DIin Irmi Salzer vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
Die Land&Forst Betriebe Österreich sind die freiwillige Vereinigung österreichischer Landbewirtschafter, mit der Zielsetzung, Österreichs Wälder und Felder als betriebliche Grundlage und gesellschaftlichen Mehrwert zu erhalten und Bewusstsein für die Anliegen privater land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und deren Tätigkeit sowie Verantwortung zu schaffen. Die Mitgliedsbetriebe der Land&Forst Betriebe Österreich bewirtschaften zusammen mehr als ein Drittel des österreichischen Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des österreichischen Getreides.
Download: „Resolution der Land&Forst Betriebe Österreich zur österreichischen Klima- und Energiepolitik“
Quelle: Land- und Forstbetriebe