Der „Basque Culinary World Price“ geht an Menschen, die weit über die Gastronomie hinaus Dinge zum Besseren bewegen und das Preisgeld für den Ausbau ihrer Projekte verwenden. Diesjähriger Preisträger ist der Klimaaktivist Anthony Myint aus San Francisco.
Noch bevor er die Ladentür aufklappte, standen die Leute Schlange. Das, was er und sein Geschäftspartner Danny Bouwien da herauskochten, kam an. Daher wurden sie bald sesshaft, und aus dem Truck entstand das heute bekannte Restaurants „Mission Chinese Food“, mit Dependancen in New York und San Francisco. Zu den Stammgästen in New York zählten Köche wie Anthony Bourdain, David Chang oder auch René Redzepi aus dem Noma in Kopenhagen, wenn er denn in der Stadt war.Und: Anthony Myint und seine Frau und Geschäftspartnerin Karen Leibowitz wurden Eltern von Töchterchen Aviva. Myint: „Durch Aviva haben wir massiv umgedacht. Wir wollten unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten und das Netzwerk, das wir schon hatten, nutzen, um uns unter Köchen für die Umwelt zu engagieren.“ Heute ist Tochter Aviva sieben Jahre alt. Seit ihrer Geburt haben Myint und Leibowitz gleich zwei Non-Profit-Organisationen gegründet. Beide mit dem Ziel des Klimaschutzes. Myint: „Weltweit haben wir 3,5 Milliarden Hektar Farmland. Wenn wir hier verändern, kann das nur global verändernd sein.“ Der Plan ist folgender: Produzenten, die diese 3,5 Billionen Hektar bewirtschaften, dazu zu motivieren, umweltverträglicher zu arbeiten, und zwar indem ihnen Geldmittel dafür zur Verfügung gestellt werden.
„In den USA liegt der Anteil an biologisch arbeitenden Betrieben bei zwei Prozent. Weltweit sind es auch nur zwei Prozent. Es hilft also nichts, von jemandem zu kaufen, der seine Sache sowieso schon gut macht“, sagt Myint. Vielmehr gelte es die global verbleibenden 98 Prozent dazu zu bringen, besser im Sinne der Umwelt zu handeln. Und das sowohl als Endkunde wie auch als Gastronom. Konkret spricht Myint dabei von einem Netzwerk aus Gastronomen und Unternehmen, die sich dazu verpflichten, einen Teil ihres Gewinns an Produzenten abzugeben. Nach dem Motto: „Ich gebe dir von der Organisation aus 25.000 Dollar, und du verpflichtest dich als Landwirt dazu, diese in Kompost zu investieren.“ Auch eine Klimaspende im Menüpreis ist angedacht. Der Gast kann natürlich immer sagen, er möchte nicht spenden, auf der anderen Seite gäbe es kaum einen direkteren Weg, sich für das Klima zu engagieren.
Sogar für Ketten wie McDonald’s könnte es marketingtechnisch ein Vorteil sein, so zu „den Guten“ zu gehören. Die Klimaschutzpauschale sei jedenfalls vom kleinen Restaurant bis hin zur Kette für jeden machbar, so Myint. Bisher hat sich in Kalifornien eine solche Gruppe an Unternehmen zusammengetan. Myint zieht mittels der NGO „Zerofoodprint“ die Fäden. In Dänemark zahlen Köche bereits auf ein ebensolches Konto ein. Und Myint ist durch den Basque Culinary World Price zum Vollerwerbsklimaschützer geworden. Er ist sich sicher: „Wir stehen an einem Wendepunkt, das wird ein weltweites Projekt werden. Wir teilen ja sowieso alle dieselbe Atmosphäre.“
Weiterführendes:
www.basqueculinaryworldprize.com
www.zerofoodprint.org
Preisrede auf Youtube
Quelle: derstandard.at (Nina Wessely, RONDO, 15.11.2019)