Am 23. Februar präsentierten ÖKOBÜRO und WWF eine neue Studie, die Energieeinsparungspotenziale in Österreich aufzeigt. Demnach lassen sich bis 2030 jährlich bis zu 600.000 Petajoule oder 167 Terawattstunden und damit fast die Hälfte des derzeitigen Energieverbrauchs einsparen.
Felix Matthes, Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik bei Öko-Institut e.V. in Berlin, machte gleich zu Beginn der Veranstaltung klar, warum Bekämpfung des Klimawandels so wichtig ist: „Die Schwelle von zwei Grad Celsius globaler Erwärmung ist jene Schwelle, bei der die Zahl der Menschen mit Trinkwasserproblemen von etwa 500 Millionen auf 3,5 Milliarden steigt. Eine solche Veränderung wird für diese Menschen schreckliche Folgen haben, aber auch an uns nicht vorbeigehen. Da geht es um Umschwünge, die existentiell sind. Wenn Sie sehen, wie sich in Afrika manches entwickelt, dann wird uns das stark betreffen.“
Energie einsparen ist am Günstigsten
In vielen Fällen ist Energie einsparen deutlich günstiger ist als erneuerbare Energie bereitzustellen. Setzt man etwa darauf, Wohnungen mit aus Ökostrom erzeugtem Gas klimaneutral zu beheizen anstatt sie thermisch zu sanieren, würde das den Großhandelspreis für Gas verfünffachen. Die zentralen Fragen jeder Dekarbonisierungsstrategie lauten laut Matthes daher: „Wieviel Energieeffizienz ist möglich und wirtschaftlich sinnvoll?“ und „Welchen Emissionsminderungsbeitrag kann und soll stattdessen der Einsatz erneuerbarer Energien zu welchen Kosten erbringen?“
Karl Schellmann, Klima- und Energiesprecher des WWF, und Thomas Steffl von scenario editor, präsentierten anschließend die Studie „smart savings“, ein Szenario für Energieeinsparungen in Österreich. Dabei zeigte sich, dass sich bis 2030 jährlich bei gleichbleibendem Komfort und Wirtschaftsleistung rund die Hälfte des Energieverbrauchs einsparen lässt. „Da geht es um relativ wenige, große, aber sehr wirksame Maßnahmen“, so Schellmann, „und nicht darum im Winter einen Pullover mehr anzuziehen.“ Gleichzeitig wirke die Beseitigung der Energieverschwendung als ein Modernisierungs- und Konjunkturpaket mit vielen positiven Effekten auf die Wirtschaft.
Die größten Einsparungspotentiale liegen demnach im Verkehrssektor. Vor allem der Effizienzgewinn durch die Elektromobilität, die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und ein attraktiverer Personenbahnverkehr bringen bereits mehr als ein Drittel der errechneten Gesamteinsparungen. Großes Einsparungspotential gibt es auch durch die Steigerung der thermischen Sanierungsrate von Wohn-, Büro- und Industriegebäuden gewinnen.
Bei konsequenter Umsetzung der rasch wirksam werdenden Maßnahmen ließe sich theoretisch bereits 2020 beinahe ein Viertel der Energie einsparen. Dafür notwendig sind jedoch politische Lenkungsmaßnahmen wie eine aufkommensneutrale ökosoziale Steuerreform, die den CO2-Ausstoß belastet aber gleichzeitig das Geld wieder über andere Mechanismen den Menschen und Unternehmen zurückführt.
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ÖKOBÜRO und WWF: Energieverbrauch senken statt verschwenden
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