15 Milliarden Euro Verluste werden laut „COIN-Studie“ des Grazer Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel im Auftrag des Klima- und Energiefonds im Jahr 2020 durch die Klimakrise in Österreich verursacht. Dies sei ein klarer Handlungsauftrag an die Regierung, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Für die Studie wurden direkte und indirekte Folgekosten der Klimakrise analysiert, erklärt Co-Studienautor und Klimaökonom Karl Steininger bei einer Pressekonferenz. „COIN“ steht dabei für „Cost of Inaction“, also für die „Kosten des Nicht-Handelns“. Derzeit sei allerdings nur etwa die Hälfte der Wirklichkeiten monetär bewertbar, so Klimafonds-Chef Ingmar Höbarth. Viele Schäden für Umwelt und Mensch – wie etwa die steigende Rate an Hitzetoten – können nur schwer mit einem Preisschild versehen werden. „Corona hat gezeigt, dass Zuwarten teuer kommt“, sagte Steininger. Durch die Klimakrise würden sich Schäden zwar langsamer als bei Covid-19 manifestieren, seien aber größer.
Kosten steigen stark
Bereits vor fünf Jahren wurde eine ähnliche Studie präsentiert. Damals rechneten die Autorinnen und Autoren noch damit, dass bis 2050 wetter- und klimawandelbedingte Schäden von bis zu 8,8 Milliarden Euro pro Jahr entstehen werden. Mittlerweile wurde die Rechnung inflationsbereinigt auf bis zu zwölf Milliarden nach oben korrigiert. Immerhin haben sich die jährlichen Kosten in dem Bereich seit 2015 bereits auf zwei Milliarden Euro verdoppelt. Hinzu kommen Kosten für Klimaanpassungsmaßnahmen, die von den Studienautorinnen und -autoren heuer mit einer Milliarde Euro beziffert wurden.„Das jetzige Ergebnis zeigt eindeutig, dass der Klimawandel zur Klimakrise geworden ist“, sagte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Gewessler warnte, dass die jährlichen Schäden laut Studie bis ins Jahr 2050 auf zwölf Milliarden Euro anwachsen werden.
Ministerin Leonore Gewessler: „Zäsur jetzt nutzen“
Die Ergebnisse der Studie würden „keinen Grund zur Freude“ liefern, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Die Kosten des Nichthandelns seien „enorm“. Sie verstehe die Studie als „klaren Handlungsauftrag“ an die Regierung. Dieser gab das Wegener Center gleich mehrere Empfehlungen mit: Neben dem Abbau klimaschädlicher Subventionen, sprechen sich die Autoren für eine frühere Einführung der geplanten CO2-Bepreisung aus. Diese würde schließlich vorübergehend auch dabei helfen, die durch Corona-Unterstützungsmaßnahmen stark belasteten öffentlichen Budgets zu sanieren.
Greenpeace für Vorziehen der ökosozialen Steuerreform, Global 2000 betont Wichtigkeit des Klimavolksbegehrens
“Eine Zukunft in der Klimakrise wird unbezahlbar – so wie eine Coronakrise, nur jedes Jahr und ohne Aussicht auf Heilung. Diese Zukunft gilt es um jeden Preis zu vermeiden”, so Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace in Österreich. “Der Ball liegt bei der Bundesregierung und ihr Auftrag liegt auf der Hand: Sie muss die Konjunkturhilfen an klare Klimaschutzkritierien binden, die längst überfällige, ökosoziale Steuerreform vorziehen und möglichst rasch umsetzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass wir nicht sehenden Auges in die nächste Krise laufen – die Klimakrise”.
„Österreich ist keine Insel der Seligen, was die Klimakrise betrifft. Mit zunehmendem Wissen, erwarten wir immer größere Schäden, dieser Trend ist mehr als besorgniserregend. Das Klimavolksbegehren, das diese Woche läuft, ist damit wichtiger denn je. Damit wir Klimaneutralität 2040 erreichen können, braucht es eine öko-soziale Steuerreform und eine Klimamilliarde jedes Jahr und nicht nur für die Jahre 2021 und 2022. Die österreichische Bundesregierung ist aufgefordert, rasch weitere Maßnahmen auf den Weg zu bringen“, betont Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.
Zur Studie „COIN“ des Grazer Wegener Center: hier
Zum Klima- und Energiefonds: hier
Quellen: orf.at, derstandard.at, Greenpeace, Global 2000