Die Verwendung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Einheit zur Messung von Fortschritt und Lebensqualität in einem Land wird zunehmend kritisiert. Der US-amerikanische Ökonom Robert Costanza zeigt in seinem jüngsten Nature-Artikel, warum das BIP für die Messung von Wohlstand an Bedeutung verliert und weist auf Alternativen hin.
Schon Robert F. Kennedy, der Bruder des 35. US-Präsidenten John F. Kennedy, war der Überzeugung, dass das BIP alles misst außer dem, was das Leben lebenswert macht. Robert Costanza kritisiert gemeinsam mit Kollegen (u.a. Enrico Giovannini, Kate E. Picket , Richard Wilkinson) in einem jüngst publizierten Artikel im renommierten Fachjournal Nature, dass das BIP als Maß für nationalen Fortschritt überholt ist. Es lässt wichtige Faktoren wie Sozialaufwendungen, ökologische Auswirkungen oder Einkommensunterschiede außen vor und misst nur Markttransaktionen. So wird das BIP beispielsweise auch durch Umweltkatastrophen oder hohe Kriminalität gesteigert, da dadurch Investitionen notwendig werden. Die Lebensqualität einer Nation erhöht sich nicht mehr analog zum BIP-Wachstum. Eine entscheidende Bewegung laut Costanza ist die Entwicklung der UN Sustainable Development Goals (SDG). Diese Nachfolger der Millenium Development Goals sollten umfassende Indikatoren zur Messung von Nachhaltigkeit und Lebensqualität beinhalten. Die Präsentation der SDGs soll 2015 erfolgen.
Costanza zeigt folgende Ergänzungen zum BIP auf und gliedert diese in drei Kategorien:
- Angepasste wirtschaftliche Maßzahlen: Diese Maßzahlen werden wie das BIP in monetären Einheiten dargestellt, um sie mit dem BIP vergleichbar zu machen. In diese Indizes werden auch Lebenserwartung, Kriminalität und Umweltschäden miteinbezogen. Der bekannteste Index ist der Genuine Progress Indicator (GPI).
- Subjektive Maßzahlen des Wohlbefindens: Der bekannteste Index aus dieser Kategorie ist die World Values Survey (WVS) , welche Fragen über die Zufriedenheit der EinwohnerInnen von 70 Ländern umfasst.
- Gewichtete Maßzahlen aus mehreren Indikatoren: Hier werden subjektive und objektive Maßzahlen wie Wirtschaftsleistung, Lebenserwartung, ökologische Schäden, Zufriedenheit und Kriminalitätsraten miteinander kombiniert.
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(C) Robert Costanza, Ida Kubiszewski, Enrico Giovannini, Hunter Lovins, Jacqueline McGlade, Kate E. Pickett, Kristín Vala Ragnarsdóttir, Debra Roberts, Roberto De Vogli & Richard Wilkinson, 2014, Development: Time to leave GDP behind. In: Nature/Issue 7483
Bild: (C) PETE ELLIS/DRAWGOOD.COM
Eine Auflistung der Indizes finden Sie hier: