Anlässlich der 25. Weltklimakonferenz (COP 25) im Dezember hat das Stay Grounded Netzwerk eine neue Studie zum Thema “Degrowth” des Flugverkehrs veröffentlicht. Darin wird eine Reihe von politischen Maßnahmen vorgestellt, die eine Reduzierung des Luftverkehrs auf eine gerechte Art und Weise ermöglichen.
„Fliegen ist der schnellste Weg, den Planeten aufzuheizen. Wir haben keine Zeit für technologisches Wunschdenken: an einer Reduzierung des Flugverkehrs führt kein Weg vorbei. Diese Reduktion kann und muss damit einhergehen, dass wir nachhaltige Alternativen attraktiver machen und dadurch eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder ermöglichen“, so Magdalena Heuwieser von Stay Grounded, eine der AutorInnen des Berichts.
Mit der Studie füllt das Bündnis aus mehr als 150 Mitgliedsorganisationen eine wichtige Lücke. Seit langem ist in der Klimabewegung unumstritten, dass ein “grünes Wachstum” des Luftverkehrs ein Illusion ist. Konkrete Schritte hin zu einer effektiven Verringerung des Flugverkehrs und seiner negativen Auswirkungen auf das Klima und die Gesellschaft waren jedoch bisher Mangelware. Im Juli 2015 trafen sich deshalb mehr als 150 ExpertInnen und zivilgesellschaftliche Akteure auf einer Konferenz in Barcelona, um eine Vielzahl von Maßnahmen zu diskutieren. Die Ergebnisse dieser und weiterer Debatten sind jetzt als Bericht verfügbar.
„Tatsache ist, dass etwa 90 % der Weltbevölkerung noch nie geflogen sind. Tatsächlich wird der Großteil der klimawirksamen Emissionen des Lufverkehrs von einer kleinen Minderheit wohlhabender VielfliegerInnen verursacht. Um Klimagerechtigkeit Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir also diejenigen ins Visier nehmen, die mit ihrem Verhalten auf Kosten Anderer leben: auf den Kosten der AnwohnerInnen, die Fluglärm und erhöhter Feinstaubbelastung ausgesetzt sind, auf Kosten lokaler Ökosysteme, zukünftiger Generationen, und der Menschen im Globalen Süden, die schon jetzt die Auswirkungen der Klimakrise massiv zu spüren bekommen“, so Gabriela Vega Téllez vom Netzwerk CPOOEM, Mitglied des Nationalen Indigenen Kongresses Mexikos und des Netzwerks Stay Grounded.
Dem Bericht zufolge sind gerechte Maßnahmen zur Eindämmung des Flugverkehrs solche, die:
- den Flugverkehr reduzieren, aber Mobilität und kulturellen Austausch weiterhin ermöglichen (durch Ausbaustopps von Flughäfen, Verlagerung von Flügen auf die Schiene und Fernbusse, sowie Onlinekonferenzen),
- die unfairen Privilegien und die Macht der Flugindustrie beschneiden (durch die Beseitigung von Subventionen, Steuervorteilen und des Lobbyismus),
- wohlhabende VielfliegerInnen ins Visier nehmen statt derjenigen, die selten oder nie fliegen (durch eine Vielfliegerabgabe oder Flugmeilengebühr),
- gerechte Übergänge für ArbeiterInnen in der Flugindustrie schaffen,
- keine neuen Probleme schaffen, wie es etwa bei Kompensationsprojekten und Agrartreibstoffen der Fall ist, ebenso wie bei synthetischen Treibstoffen, angesichts ihres enormen Energiebedarfs. Die Maßnahmen dürfen nicht lediglich auf Effizienzgewinne abzielen, welche aufgrund des Rebound-Effekts eine weitere Ausweitung des Flugverkehrs zur Folge haben können.
„Als Zivilgesellschaft macht es keinen Sinn, einen ‘umweltfreundlichen’ oder ‘klimaneutralen’ Flugverkehr einzufordern. Stattdessen sind Suffizienz und eine Reduktion des Flugverkehrs dringend notwendig“, so Magdalena Heuwieser abschließend. Der Bericht wird beim Gipfel der Zivilgesellschaft am Rande der COP 25 in Madrid vorgestellt werden. Die Diskussion soll dazu beitragen, weitere Kampagnen und politische Handlungsbereitschaft anzuregen, um die Klimaauswirkungen des Flugverkehrs auf gerechte Weise einzudämmen.
Studie und Kurzversion hier zum Download verfügbar
Am Boden bleiben: Neue Studie: Maßnahmen für eine gerechte Reduzierung des Flugverkehrs
Quelle: EU-Umweltbüro