Energieintensive Industrien will die EU-Kommission auf CO2-Diät setzen. Eine europäische Wasserstoff-Allianz soll im Sommer die Arbeit aufnehmen. Und eine Strategie für mehr Windkraft auf See soll im Oktober folgen.
Die im März von der EU-Kommission vorgestellte Industriestrategie beinhaltet unter anderem Maßnahmen, um energieintensive Industrien zu dekarbonisieren, die aktuell rund 16 Prozent der EU-weiten CO2-Emissionen verursachen. Insbesondere geht es um die Stahl-, Zement- und Chemieindustrie. Jene Zweige stehen für rund 60 Prozent der industriellen CO2-Emissionen. Neben der Modernisierung von energieintensiven Branchen sollen die nachhaltige und intelligente Mobilität sowie die Energieeffizienz gefördert werden.
Außerdem zielt die Kommission mit der Strategie darauf ab, die industrielle und strategische Autonomie Europas „durch die Sicherung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen mithilfe eines Aktionsplans für kritische Rohstoffe und Arzneimittel auf der Grundlage einer neuen EU-Arzneimittelstrategie“ zu stärken.
Darüber hinaus soll es eine Allianz für sauberen Wasserstoff geben, um „die Dekarbonisierung der Industrie zu beschleunigen und die führende Rolle der Industrie zu erhalten“. Es sollen Allianzen für emissionsarme Industrien sowie für industrielle Clouds, Plattformen und Rohstoffe folgen. Laut dem Nachrichtenportal EurActiv plant die Kommission, die Wasserstoff-Allianz nach dem Vorbild der Europäischen Batterien-Allianz zu entwickeln. Im Sommer soll die Allianz ihre Arbeit aufnehmen und Stakeholder aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenbringen.
Wie Klima- und Umweltschützer*innen reagieren
Das Climate Action Network (CAN) Europe zeigte sich enttäuscht. Um den Treibhausgasausstoß von energieintensiven Industrien zu verringern, brauche es klare Vorgaben für alle Sektoren und Zielpfade.
Ähnlich argumentierte der WWF, dass Zwischenziele und langfristige Ziele für die Dekarbonisierung der Industrie fehlten. In einem gemeinsam mit Carbon Market Watch veröffentlichten Zehn-Punkte-Aktionsplan fordert der WWF außerdem strenge Kriterien für die Kohlenstoffabscheidung und –speicherung. Ebenso müsse die Förderung von Kreislaufwirtschaft und Materialeffizienz forciert werden.
Nach Ansicht des Europäischen Umweltbüros (EEB) muss die Industriestrategie dafür sorgen, die industrielle Verschmutzung zu beenden sowie den europäischen Emissionshandel, den CO2-Preis und eine CO2-Grenzausgleichssteuer effektiv zu machen. Materialeffizienz und Kreislaufwirtschaft müssen oberste Priorität sein.
Offshore-Strategie kommt im Oktober
Wie das Nachrichtenportal EurActiv am vergangenen Freitag berichtete, bestätigte ein Mitarbeiter der Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei (MARE) der EU-Kommission gegenüber EurActiv, dass die EU-Kommission die angekündigte Strategie zur Förderung von Offshore-Windanlagen im Oktober vorlegen wolle.
EurActiv zufolge will Deutschland den Ausbau der Offshore-Windenergie während der deutschen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 vorantreiben. Nach Schätzungen der EU-Kommission müsste die EU bis zum Jahr 2050 zwischen 230 und 450 Gigawatt (GW) Strom durch Offshore-Windanlagen produzieren, um die Ziele des Green Deals zu erfüllen. Aktuell erreichen die Anlagen in europäischen Gewässern 22 GW.
Quelle: DNR – Deutscher Naturschutz Ring
Mitteilung der EU-Kommission: Eine neue Industriestrategie für Europa