Der regelmäßig erscheinende Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung in Deutschland beschäftigt sich mit der global agierenden Fleischindustrie und nachhaltigem Fleischkonsum. Ein Schwerpunkt der neue Ausgabe, die im Jänner 2021 erschien: Die Sicht junger Erwachsener auf Tierhaltung, Fleischkonsum und -industrie. Wie ernähren sie sich? Bringt die Klimabewegung „Fridays for Future“ zusätzliche Dynamik in die Debatte um angemessenen Fleischkonsum?
12 Lektionen aus dem Fleischatlas 2021
- Die globale Fleischproduktion wächst. Doch Klima und Biodiversität können nur geschützt werden, wenn die Industrieländer ihren Fleischkonsum halbieren.
- Je mehr Wälder für Futtermittel gerodet werden, desto mehr schrumpfen die Lebensräume der Wildtiere. Der Kontakt zwischen Menschen und Tieren wird enger – das begünstigt die Übertragung von Viren und die Entstehung neuer Pandemien.
- Der Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter. Wenige Betriebe – die ihre Tiere unter industriellen Bedingungen halten – wachsen noch.
- Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung führt zu immer mehr resistenten Keimen. Dies bedroht die Wirksamkeit von Antibiotika, einem der wichtigsten Mittel der Humanmedizin.
- Die führenden Anbauländer von Futtermitteln gehören zu den größten Anwendern von Pestiziden – zum Schaden von Grundwasser und Biodiversität.
- Die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne emittieren genauso viele klimaschädliche Gase wie Exxon, der größte Ölmulti der Welt.
- Moorflächen werden häufig für die Tierhaltung genutzt. Würde die EU drei Prozent ihrer agrarisch genutzten Moorflächen wiedervernässen, könnte sie ein Viertel der klimaschädlichen Emissionen aus der Landwirtschaft sparen.
- Unsere Gewohnheiten, Rollenbilder und die Werbung sowie gesellschaftliche Traditionen regen zum Fleischessen an. Die Ernährungsindustrie profitiert vom Status quo.
- Viele junge Menschen in Deutschland haben eine kritische Haltung zum Fleischkonsum. Drei Viertel lehnen die heutige Fleischproduktion ab.
- Junge Menschen ernähren sich doppelt so häufig vegetarisch und vegan der Durchschnitt der Bevölkerung. Viele sehen Ernährung nicht nur als etwas Individuelles, sondern wollen, dass der Staat stärker eingreift.
- Der Markt für Fleischersatzprodukte wächst schnell. Ein großer Teil der jungen Konsumentinnen und Konsumenten findet, dass sie gut schmecken.
- Trotz der globalen Auswirkungen hat kein Land der Welt eine Strategie zur Senkung des Fleischkonsums. Dabei können Regierungen durch Gesetze und finanzielle Anreize wichtige Beiträge dazu leisten.