Das Ministerium für ein lebenswertes Österreich hat SERI beauftragt, die wichtigsten Ergebnisse, die sich aus dem europäischen POLFREE-Projekt für Österreich ableiten lassen, darzustellen und zu diskutieren.
In POLFREE wurden in einem umfassenden Prozess – aufbauend auf Visionen und unter Einbindung einer Reihe von Stakeholdern – drei Szenarien für die nachhaltige Entwicklung Europas bis 2050 erarbeitet und berechnet.
Die zentrale Aussage lautet: Eine positive wirtschaftliche Entwicklung ist möglich, die zugleich mit neuen Jobs verbunden ist; außerdem eröffnen sich Spielräume für sozialen Ausgleich und Gerechtigkeit. Eine proaktive Politik macht wirtschaftliche und soziale Innovationen erst möglich, sowohl in der Produktion als auch im Konsum. Umgekehrt: Lässt man die Dinge laufen, münden ökologische Knappheiten unweigerlich in einer Negativspirale für Europa und die Welt. POLFREE belegt, dass umweltpolitische Untätigkeit erhebliche ökonomische Risiken mit sich bringt: Der Klimawandel gerät außer Kontrolle, die Nahrungsmittelpreise steigen und die Wirtschaft verlangsamt sich weiter, die Arbeitslosigkeit nimmt zu.
Die Ergebnisse zeigen, dass grundlegende Thesen, die seit Beginn des “Wachstum im Wandel”-Prozesses immer wieder formuliert wurden – etwa zum Zusammenhang zwischen Arbeitszeit, Beschäftigung, Wachstum und Ressourcenverbrauch, auch einer tiefgehenden volkswirtschaftlichen Analyse stand halten.
Sieht man sich die Ergebnisse für Österreich an, lässt sich eine zu erwartende bessere Entwicklung im wirtschaftlichen Bereich sowie auf dem Arbeitsmarkt erkennen, was umgekehrt auch noch ein gewisses Potential zur umweltpolitischen Verbesserung (Klimaschutz) möglich macht. Somit lassen sich die wesentlichen globalen und europäischen Ergebnisse auch auf Österreich übertragen:
Starke globale Kooperation würde sowohl EU- und weltweit als auch in Österreich Einkommens- und Beschäftigungssteigerungen ergeben und sich positiv auf den Umwelt- und Klimaschutz auswirken. Wagt die EU einen umweltpolitischen Alleingang, kann sie durch ökonomische und regulierungspolitische Instrumente (Steuern, Quoten, handelbare Emissionszertifikate, etc.) wirtschaftlich gesehen einen Vorteil (first mover advantage) gegenüber dem Rest der Welt erzielen, von dem auch Österreich profitiert.
Wird die Politik nicht top-down sondern bottom-up gestaltet – also ausgehend von der Zivilgesellschaft, so ermöglichen selbstbestimmter Konsumverzicht und Arbeitszeitverkürzung auch bei geringem Wirtschaftswachstum sehr starke positive Beschäftigungseffekte. Die in diesem Fall gewählte Beyond-BIP-Perspektive macht auch einmal mehr deutlich, dass das BIP – wie im Rahmen von der Initiative „Wachstum im Wandel“ hinlänglich diskutiert – definitiv nicht als Indikator für das Wohlergehen interpretiert werden sollte.
Kurzum: Die Ergebnisse des POLFEE-Projekts zeigen die Botschaft auf: Umwelt- und Klimaschutz wirken sich positiv auf Beschäftigung und Wirtschaft aus, muss also nur möglichst rasch umgesetzt werden!
Vortrag von Fritz Hinterberger bei der Global Goals Konferenz an der Wirtschaftsuniversität Wien: Video ansehen