Quantitatives Wirtschaftswachstum galt und gilt vielfach noch immer als zentrale Voraussetzung für Wohlstandsvermehrung, Beschäftigungssicherung, die Vermeidung von Verteilungskonflikten und die Finanzierung unserer sozialen Sicherungssysteme. Gleichzeitig generiert eine exponentielle Produktionsausweitung aber eine Vielzahl von Umweltbelastungen und kann an ihre natürlichen Grenzen stoßen. Bei möglicherweise künftig dauerhaft niedrigen Wachstumsraten stellt sich die Frage, wie jene Rahmenbedingungen verändert werden können, die die Wirtschaft und Gesellschaft derzeit von Wachstum so abhängig machen. Diskutiert werden Rahmenbedingungen für „Macroeconomics for Sustainability“, die ökologisch nachhaltig und sozial gerecht sind und wirtschaftliche Stabilität auf lange Sicht ermöglichen.
Fragestellungen
- Könnten die hochproduktiven Volkswirtschaften auch mit einer längerfristig stagnierenden wirtschaftlichen Produktion oder gar einem Rückgang leben oder gibt es hier einen Wachstumszwang?
- Welche Rahmenbedingungen müssten verändert werden um in einer Wirtschaft mit niedrigen (oder negativen?) Wachstumsraten ein gutes Leben für alle zu ermöglichen?
- Welche politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Barrieren sind zu überwinden, um die notwendigen Anpassungen durchzuführen?
- Wie viel an wirtschaftlicher Produktion brauchen wir? Wie können wir sie ökologisch verträglich erzielen und möglichst allen nutzbar machen?
- Welche internationalen Regulierungen sind in einer globalisierten Welt notwendig, um nachhaltige Entwicklung zu unterstützen? Kann dies allein durch eine auf Strukturreformen orientierte Wirtschaftspolitik geschehen? Wie sollen globalisierte Märkte (Finanzmarkt, Rohstoffmärkte, etc.) reguliert werden?
Mögliche Maßnahmen
- Festlegung eines neuen makroökonomischen Ziels, danach graduelle Anpassung von einzelnen politischen Strategien
- Höchstbegrenzungen für Ressourcen- und Energieverbräuche, Abfälle und Landnutzung, um absolute Umweltverbräuche innerhalb regenerativer Kapazitäten zu senken
- Forcierung eines grünen Technologiewandels, z.B. dezentrale Energiesystems
- Forcierung von effizienzsteigernden Technologien und Prozessen und von langlebigen und reparierbaren Produkten
- Schaffung von aussagekräftigeren Preisen, z.B. CO2-Preis
- (Globale) Stabilisierung des Bevölkerungswachstums
- Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich, die durch Produktivitätswachstum gerechtfertigt sind, könnten zu weniger Arbeitslosigkeit und weniger Umweltverbrauch im Gegenzug für mehr Freizeit führen
- Maßnahmen zur Verringerung von Ungleichheiten und Einführung von großzügigeren Armutsbekämpfungsprogrammen
- Verringerung der Konsumnachfrage, z.B. durch Fokussierung auf informative Werbung
- Eine radikale Veränderung wie wir über Konsum, Werte und Lebensweisen denken scheint unerlässlich
- Stärkerer Fokus auf die regionale Ebene anstatt der globalen Ebene
- Bildungsmaßnahmen: Verbreitung von Wissen über ökologische Probleme, z.B. durch die Nutzung von Open-Source Prozessen; Lebenslanges Lernen; Förderung und Diffusion von ökologischen Fähigkeiten und Kenntnissen für SMEs
- Veränderungen in Bezug auf das schuldenbasierte Bankwesens
- Entwicklung/Einführung von neuen Indikatoren zur Fortschrittsmessung
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Wachstum mit negativem Beigeschmack
Die neu gegründeten Unternehmen haben auch viele Fachleute und StudentInnen in die Region gelockt – weshalb sich auch Investoren für die Kleinstadt als Standort ihres neuen Einkaufszentrums interessieren.
Frau Klein freut sich über das zusätzliche Angebot an Geschäften und hofft, dass sich nun endlich auch internationale Modeketten in der Kleinstadt niederlassen. Auch Herr Klein sieht den Bau des Einkaufszentrums für seine Kleinstadt positiv: Mehr Arbeitsplätze – vor allem für Pendler – bedeuten mehr Einkommen für die Region.
Er macht sich aber auch etwas Sorgen um die Umwelt: Zum einen soll ein großes Grundstück bebaut werden, das viele Bewohner als Naherholungsraum nutzen. Um das Einkaufszentrum an die bestehende Infrastruktur der Kleinstadt anzubinden, müssen neue und breitere Straßen gebaut werden. Zudem erhöht sich das Verkehrsaufkommen: Die internationalen Handelsketten müssen ihre Filialen mit Waren beliefern. Und das Einkaufszentrum lockt BesucherInnen aus der gesamten Region an.
Die regionalen Einzelhändler in der Innenstadt sehen der Entwicklung ausschließlich negativ entgegen: Sie sorgen sich um ihre Existenz und beklagen, dass der Gewinn der Handelsketten nicht vor Ort investiert wird.