Wenn Wirtschaftswachstum ökologisch nicht nachhaltig ist, wie könnte Wohlstand ohne Wirtschaftswachstum aussehen? Der Diskurs treibt seit einigen Jahren wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche AkteurInnen um und erreicht nun auch die Europäische Union in Brüssel. Dort fand im Februar die Diskussionsveranstaltung „Well-being beyond GDP Growth?“ statt, veranstaltet vom Europäischen Amt für Zusammenarbeit. Mit dabei war Federico Demaria, Wissenschaftler am Institut für Umweltwissenschaften und Technologie der Universität Barcelona.
In seinem Kommentar „Economic growth is not compatible with environmental sustainability“, veröffentlicht auf META, dem Nachrichtenportal des Europäischen Umweltbüros (EEB), zeigt er sich erfreut über die ersten Anzeichen der Teilnahme der Politik an diesem aufsteigenden Diskurs. Dies zeige sich vor allem darin, dass die Kritik am „Wohlstandsindikator Bruttoinlandsprodukt“ weiter verbreitet sei denn je. Dessen unersetzliches Wachstum und dem damit verbundenen Verbrauch natürlicher Ressourcen, veranlasste den Ökonomen, diese Notwendigkeit in Frage zu stellen. Auch in der derzeit viel diskutierten sogenannten Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Material- und Energieverbrauch sieht er in Anbetracht bisheriger Datenverläufe keine Hoffnung.
Wirtschaftswachstum ist für ihn nicht nur ökologisch nicht nachhaltig, im Gegenteil: es fördere soziale Ungleichheit und Armut und basiere auf enormen Schulden in der Zukunft. Ein Gesellschaftssystem, das darauf aufbaue, sei für Demaria damit mehr als instabil. Er beruft sich dabei auf ein Zitat des bekannten Ökonomen Kenneth Boulding: „Jeder, der glaubt, exponentielles Wachstum kann andauernd weitergehen in einer endlichen Welt, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.“
Zum 10. Jahrestag des Zusammenbruchs der Investmentbank Lehman Brothers wird am 18. und 19. September in Brüssel eine Konferenz veranstaltet, die gemeinsam von EU-Parlamentsabgeordneten, WissenschaftlerInnen und zivilgesellschaftlichen AkteurInnen organisiert wird. Ziel der Veranstaltung mit dem Titel „Degrowth in the EU Parliament: Post-growth conference to challenge the economic thinking of EU institutions with influent EU policy-makers“ ist es, einen regen Austausch zwischen den politischen EntscheidungsträgerInnen, die derzeit ein klasssisches Wachstumsmodel verfolgen, und der Zivilgesellschaft, mit ihren Ideen einer fairen und ökologischen Transformation, zu ermöglichen.
META: OPINION: Economic growth is not compatible with environmental sustainability
Quelle: EU Umweltbüro