Am 24. November 2017 fand die offizielle Abschiedsvorlesung von Prof. Helga Kromp-Kolb an der BOKU statt – ein Anlass für das Institut für Meteorologie und das Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit (kurz: gW/N), die an der BOKU übliche Festivität etwas zu erweitern und Rückschau über das langjährige und vielfältige Wirken der Professorin für Meteorologie und Gründerin des gW/N zu halten.
Mit den Worten „Es ist nicht so, dass wir mit Zuversicht und Freude in die Zukunft schauen können. Es sei denn, wir gestalten sie uns so, dass uns das noch gelingt“, eröffnete Kromp-Kolb ihre Vorlesung „Innerhalb der ökologischen Grenzen gemeinsam gut leben – eine Reflexion“.
Mit ihren Ausführungen bot sie einen thematischen Streifzug beginnend mit dem Anthropozän und dem Konzept der planetarischen Grenzen über Grenzen des Wachstums bis hin zum Pariser Klimaabkommen, den Sustainable Development Goals (SDGs) und der Rolle der Universitäten als Teil des Wissenschaftssystems, um globale Herausforderungen – die sogenannten „Grand Challenges“wie etwa den Klimawandel und seine Auswirkungen – erfolgreich begegnen zu können.
Sustainable Development Goals als Reaktion auf die Grand Challenges
Hinter den 17 SDGs stünden zwei Agenden. „Die erste ist das menschliche Wohlergehen [Anm.: human security agenda] und die zweite sind die planetarischen Grenzen [Anm.: planetary boundaries agenda]“. Die Herausforderung bestehe laut Kromp-Kolb darin, „diese beiden Agenden gleichzeitig zu verfolgen und sie nicht gegeneinander auszuspielen“.
Maßnahmen gegen den Klimawandel (SDG 13) und die Notwendigkeit schnell zu handeln betrachtet sie dabei als unerlässlich. In ihren Ausführungen erläuterte die Forscherin beispielsweise den Meeresspiegelanstieg aufgrund der Temperaturerhöhung und die Auswirkungen des schmelzenden Süßwassers auf die Ozeane und künftige Wetterphänomene in vielen Weltregionen. Kromp-Kolb zeigte als Folge dessen etwa Zerstörungen küstennaher Siedlungsgebieten und Ballungsräume in flachen Flussdeltas in Teilen unserer Erde auf.
Universitäten haben Verantwortung an den Lösungen mitzuwirken
„Die globalen Herausforderungen sind enorm. Die Universitäten haben Verantwortung an den Lösungen mitzuwirken“, so Kromp-Kolb am Ende ihrer Vorlesung. Nachdem sie für einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft plädierte, um einen möglichst hohen Impact zu Lösungen der Grand Challenges liefern zu können, fand sie abschließend hoffnungsvolle und lobende Worte für die österreichische Wissenschafts- und Hochschullandschaft. „Responsible University und Third Mission werden zunehmend anerkannt. Kriterien für die soziale Wirksamkeit sind in Ausarbeitung und immer mehr Universitäten bewegen sich auch in diese Richtung. Österreich gehört in diesem Bereich zu den Vorreitern.“
- Die Umweltmeteorologie an der ZAMG – Anfänge (Dr.in Ulrike Pechinger)
- Die Umweltmeteorologie an der ZAMG – Heute (Dr. Martin Piringer)
- Kernenergie – Glaube, Liebe, Hoffnung (Dr. Karl Kienzl)
- Klimawandel – Die Verantwortung der Forschung (Univ.Prof.i.R. Nebojsa Nakicenovic)
- Transformation – Der Weg zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft (Dr.in Jill Jäger)
- Innerhalb der ökologischen Grenzen gemeinsam gut leben – eine Reflexion (Em.O.Univ.Prof.in Dr.inphil. Helga Kromp-Kolb)
Videoaufzeichnungen der Laudatio
- Die Umweltmeteorologie an der ZAMG – Anfänge und Heute
Dr.in Ulrike Pechinger - Laudatio: Dr.in Karin Büchl-Krammerstätter
- Kernenergie – Glaube, Liebe, Hoffnung
Dr. Karl Kienzl - Laudatio: Ao.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Kromp
- Klimawandel – Die Verantwortung der Forschung
Univ.Prof.i.R. Nebojsa Nakicenovic - Laudatio: Ao.Univ.Prof. Dr. Karl Steininger
- Transformation – Der Weg zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft
Dr.in Jill Jäger
7 Jahre Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit
Das auf die Initiative von Helga Kromp-Kolb gemeinsam mit dem Rektorat gegründete Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU feierte 2017 sein 7-jähriges bestehen. Was in den sieben Jahren alles erwirkt wurde können Sie hier nachlesen: 7 Jahresbericht g/WN
Über Em.O.Univ.Prof.in Dr.inphil. Helga Kromp-Kolb
Helga Kromp-Kolb wurde als Tochter eines Diplomatenehepaares in Wien geboren. Aufgewachsen in Österreich und Indien, studierte sie an der Universität Wien Meteorologie, wo sie 1971 promovierte und sich 1982 im Spezialbereich Umweltmeteorologie habilitierte. An der Universität Wien war sie zuerst als Assistentin und bis 1995 als Dozentin tätig und leitete von 1986 bis 1995 die Abteilung Umweltmeteorologie. Parallel dazu stand sie von 1976 bis 1993 der gleichnamigen Abteilung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik vor. 1995 wurde sie als Universitätsprofessorin für Meteorologie an das Department für Wasser, Atmosphäre und Umwelt der Universität für Bodenkultur berufen, wo sie seit 2004 auch Vorsitzende des Senats ist. 2005 kürte man sie zur „Wissenschaftlerin des Jahres“. Im Juni 2010 nahm das von Helga Kromb-Kolb geleitete Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit offiziell die Arbeit an der Universität für Bodenkultur auf.
Die Fachgebiete der Wissenschaftlerin sind Glaziologie, Klimatologie, Meteorologie, Umweltforschung, Klimaänderung, Luftreinhaltung und Umweltmeteorologie. Ihr besonderes Interesse gilt dabei auch den Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt. Helga Kromp-Kolb tritt in der Öffentlichkeit als Expertin für Klimaveränderungen und Klimaschutz auf. 2006 und 2011 organisierte sie den Österreichischen Klimatag, 2014 war sie für den Österreichischen Klimabericht verantwortlich.
Helga Kromp-Kolb war 2011 eine Mitbegründerin des Climate Change Centre Austria − CCCA, das sich als Anlaufstelle für Forschung, Politik, Medien und Öffentlichkeit für alle Fragen der Klimaforschung in Österreich versteht. Quelle: https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Helga_Kromp-Kolb
Abschiedsfeier Helga Kromp-Kolb: https://www.boku.ac.at/wissenschaftliche-initiativen/zentrum-fuer-globalen-wandel-nachhaltigkeit/abschiedsfeier-helga-kromp-kolb/