12.2.14/ Im Rahmen des Frühstücksgesprächs zum Thema „Geplante Obsoleszenz und die (Ohn-)Macht des Marktes?“ stellte sich Dr. Renate Hübner von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt einem Interview mit der Initiative „Wachstum im Wandel“ .
Was ist geplante Obsoleszenz und wie lange gibt es dieses Phänomen schon?
Geplante Obsoleszenz ist die Verkürzung der Lebens- und/oder Nutzungsdauer von Produkten und dient der Erhaltung der Nachfrage. Damit die KonsumentInnen mehr Produkte kaufen, wird ihre Lebensdauer durch billigere Bestandteile oder Produktion verkürzt. Allerdings ist wichtig, dass die Verkürzung der Lebensdauer unter der Wahrnehmungsgrenze der KonsumentInnen liegt. Geplante Obsoleszenz liegt auch vor, wenn funktionierende Produkte durch neuere, angesagtere Produkte ersetzt werden. Geplante Obsoleszenz gibt es bereits seit den 1920er Jahren als in den USA die erste Sättigung des Marktes eingetreten ist. Hier wurde die Lebensdauer von Glühbirnen aber auch von Autos gezielt verkürzt.
Bei welchen Produkten tritt geplante Obsoleszenz besonders häufig auf?
Eigentlich bei allen Produkten, die besonders viel Elektronik beinhalten oder sehr modeanfällig sind. Eine genaue Studie hierzu gibt es allerdings leider nicht.
Außer dem Ärger für die KonsumentInnen, welche negativen Auswirkungen hat geplante Obsoleszenz noch?
Hier kann man zwischen direkten und indirekten Folgen unterscheiden. Die direkten Auswirkungen sind sinkende Qualität, wobei Qualität relativ ist, ökonomische Folgen, denn die neuen Produkte müssen ja auch gekauft werden, und ein gewisser psychologischer Druck, da die KonsumentInnen ja immer das Neueste und Beste haben wollen. Die indirekten Folgen sind vor allem ökologische und soziale Auswirkungen wie Ressourcenverbrauch oder Migration durch Umweltverschmutzung.
Wie kann man als Konsument geplanter Obsoleszenz entgegenwirken? Was braucht es für gesetzliche Rahmenbedingungen, um geplante Obsoleszenz zu verhindern?
In dem man Produkte länger nutzt und sich nicht von Trends und Modeerscheinungen hinreißen lässt. Außerdem ist es wichtig sich zu vernetzen. Denn wenn 11-12% der Bevölkerung durch eine Bewegung erreicht werden, hat es eine gute Chance ein Trend zu werden. 11% werden wir ja wohl schaffen! Bei den gesetzlichen Rahmen wäre es wichtig die Gewährleistungsfrist zu erhöhen und die Anbieter zu verpflichten, Ersatzteile anzubieten.
Wo haben Sie sich persönlich das letzte Mal über geplante Obsoleszenz geärgert?
Bei meinen Bergschuhen und bei meiner Digitalkamera. Bei den Schuhen sind wir KonsumentInnen ja eigentlich selbst Schuld! Wir wollen, dass beim Wandern immer alles leichter wird und dann wundern wir uns, wenn die viel zu dünne Sohle kaputt wird. Der Hersteller bietet zwar Ersatzsohlen an, allerdings sind diese auch zu dünn. Bei der Kamera ist ärgerlich, dass das Zubehör einer Marke von einer Generation auf die nächste nicht mehr verwendbar ist und der Hersteller das Display nicht reparieren will.