Der Friedensnobelpreis 2020 geht an das Welternährungsprogramm (World Food Programme, WFP) der Vereinten Nationen für deren Einsatz gegen Hunger.
Das gab das norwegische Nobelpreiskomitee am 9. Oktober 2020 in Oslo bekannt. Die vom Industriellen Alfred Nobel gestiftete Auszeichnung gilt als der renommierteste politische Preis der Welt und ist mit inzwischen zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Über 300 Kandidaten waren heuer für den Preis vorgeschlagen worden, darunter 211 Persönlichkeiten und 107 Organisationen. In der Begründung wurde angeführt, dass während der Coronakrise Mangelernährung ein zusätzlicher Risikofaktor geworden sei. Besonders in der Zeit, in der noch keine Impfung gegen das Coronavirus zur Verfügung stehe, sei ausreichende Ernährung eine Grundlage im Kampf gegen die Epidemie. Nahrungsmangel hingegen befeuere Konflikte und Instabilität.
„Stolzer Moment“
Das sei ein „stolzer Moment“, so WFP-Vetreter Tomson Phiri. Der Preis sei eine Anerkennung sowohl für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als auch die vielen freiwilligen Helfenden in aller Welt: „Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt.“ Trotz der weltweiten Reisebeschränkungen habe das WFP Hungrige versorgt.
„Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt.“, so Phiri. Das UNO-Ernährungsprogramm habe Flugzeuge gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für die Organisation befördern, nicht mehr geflogen waren. Die Organisation schätzt, dass sie im Jahr über 97 Millionen Menschen in 88 Ländern hilft. Sprachlos zeigte sich WFP-Chef David Beasley: „Ich glaube, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ohne Worte bin. Ich war so schockiert und überrascht.“
Aufruf an Milliardäre
Erst im September hatte David Beasley, der Direktor des WFP, vor dem UN-Sicherheitsrat die Milliardäre der Welt angesichts der Coronakrise dazu aufgerufen, das Programm zu unterstützen. Es würden 4,9 Milliarden Dollar benötigt, um ein Jahr lang alle dreißig Millionen Menschen zu ernähren, die ohne Hilfe des WFP sterben würden, sagte Beasley. Es gegeb etwa 2.000 Milliarädre weltweit, diese verfügten zusammen über etwa acht Billionen Dollar. Die Vermögen seien während der Coronapandemie noch stark gestiegen, sagte Beasley. Er sei nicht dagegen, wenn Personen Geld machen würden, sagte der WFP-Direktor, der früher HGouverneur des US-Bundesstaates South Carolina war. „Aber die Menschheit steht vor der größten Krise, die wir je in unserem Leben gesehen haben.“
Preisträger 2019
Im vergangenen Jahr erhielt den Friedensnobelpreis der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed. Dieser war vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden.
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Quellen: orf.at, derstandard.at