Der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen erhält den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sen setze sich als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinander, erklärte der Stiftungsrat des Börsenvereins am Mittwoch in Frankfurt am Main zur Begründung. Die Verleihung findet am Sonntag, 18. Oktober 2020, in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live im Fernsehen übertragen.
Die Freiheit der Wahl gibt uns die Möglichkeit zu entscheiden, was wir tun sollten, aber damit zugleich auch die Verantwortung für das, was wir tun – soweit unsere Handlungen frei gewählt sind. (Amartya Sen, „Die Idee der Gerechtigkeit“)
Sens Arbeiten zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Gesundheit seien heute relevant „wie nie zuvor“. Zu Sens wichtigsten Forderungen gehöre, gesellschaftlichen Wohlstand nicht allein am Wirtschaftswachstum zu messen, sondern auch an den Entwicklungsmöglichkeiten für die Schwächsten. Sen hebe Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essenzielle demokratische Tugenden hervor. Der 86-Jährige zeige in seinen Darstellungen, wie Armut, Hunger und Krankheit mit fehlenden freiheitlichen Strukturen zusammenhingen.
Sen habe früh Konzepte vorgelegt, „die bis heute hohe Maßstäbe für die Ermöglichung, Gewährleistung und Bewertung gleicher Chancen und menschenwürdiger Lebensbedingungen setzen“. Sein Werk sei ein Aufruf, „eine Kultur politischer Entscheidungen zu fördern, die von der Verantwortung für andere getragen ist und niemandem das Recht auf Mitsprache und Selbstbestimmung verwehrt“.
Über Amartya Sen
Amartya Kumar Sen wurde am 3. November 1933 in Shantiniketan in Indien geboren. Er lehrt als Professor für Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) und hat die Thomas W. Lamont University Professur inne. Mit seinem vielfältigen wissenschaftlichen Werk leistet er bedeutende Beiträge unter anderem zur Wohlfahrtsökonomie, Sozialwahltheorie, Entscheidungstheorie, zur Analyse von Hunger und Armut sowie zur Entwicklungsökonomie. Zugleich setzt sich der Wirtschaftsphilosoph, zu dessen Forschungsthemen auch Public Health und Gender Studies gehören, unermüdlich für Demokratie, Freiheit und globale Gerechtigkeit ein.1998 wurde er mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. 2020 erhält Amartya Sen, der als einer der wichtigsten Denker unserer Zeit gilt, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Quellen: orf.at, Deutscher Buchhandel