Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, braucht es eine Mobilitätswende. Der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf E-Mobilität wird dabei zur Schlüsselfrage. E-Autos werden für den Massenmarkt jährlich attraktiver, gleichzeitig gibt es in der öffentlichen Diskussion häufig verunsichernde Behauptungen. Die Expertinnen und Experten des Klima- und Energiefonds sowie des VCÖ haben die wichtigsten Fragestellungen einem kritischen Check unterzogen und aus Klimaschutz-, Wirtschafts- und Nutzerperspektive beleuchtet. Ergebnis ist der „Faktencheck E-Mobilität“, der aktuelle Zahlen, Daten und Analysen kompakt zusammenfasst und gängige Mythen entkräftet.
Es ist eine Behauptung, die sich hartnäckig hält: E-Autos seien weder leistbar noch alltagstauglich. Der Faktencheck widerlegt diese Befürchtungen. In der Anschaffung sind E-Autos zwar derzeit noch teurer als jene mit Verbrennungsmotoren, jedoch amortisiert sich der Kauf meist innerhalb weniger Jahre aufgrund von Förderungen – so haben Umweltministerium und Verkehrsministerum gemeinsam mit den Automobilimporteuren im Vorjahr ein E-Mobilitätspaket in Höhe von 72 Millionen Euro geschnürt – , steuerlichen Anreizen und deutlich geringeren Betriebskosten. „Der Umstieg auf ein abgasfreies E-Auto senkt nicht nur die Belastung für das Klima und Gesundheit, sondern schont letztlich auch die Geldbörse: E-Auto-Besitzer sparen im Schnitt 500 bis 600 Euro an Treibstoffkosten pro Jahr. Zusätzlich senken deutlich geringere Kosten für Versicherung und Wartung die laufenden Kosten deutlich. Herr und Frau Österreicher haben den Trend erkannt – und die Nase vorn: Bei Neuzulassungen sind wir im ersten Halbjahr 2017 mit einem E-Auto-Anteil von 1,4% EU-Spitzenreiter“, betont Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Zudem sind 94% aller Autofahrten in Österreich kürzer als 50 Kilometer – diese Strecken sind für moderne E-Autos, die mit einer Ladung problemlos 200 Kilometer und mehr zurücklegen, keinerlei Herausforderung mehr.
E-Autos: 70-90% weniger CO2-Emissionen
Teilweise wird behauptet, E-Autos seien in Wirklichkeit umweltschädlich. In der Produktion verbrauchen sie derzeit tatsächlich mehr Energie als herkömmliche Verbrennungsmotoren. Ein entscheidender Faktor ist jedoch der Strommix: Gerade hier hat Österreich deutliche Vorteile gegenüber anderen Staaten. Berücksichtigt man den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge inklusive Batterieproduktion, verursachen Elektrofahrzeuge gegenüber fossil betriebenen Kfz um 70-90% weniger CO2. Während der reine Elektroantrieb, betrieben mit 100% Ökostrom, über den Fahrzeuglebenszyklus nur ca. 20g CO2 pro Personenkilometer verantwortet, emittiert der durchschnittliche Benziner und Diesel mit rund 175 g CO2 pro Kilometer fast neun Mal soviel. Ulla Rasmussen vom VCÖ bestätigt: „Der Verkehrssektor ist für 80% des österreichischen Erdölverbrauchs verantwortlich. E-Autos bieten eine umweltverträglichere Alternative, wenn der Anteil erneuerbarer Energie erhöht wird und eine echte Mobilitätswende eingeleitet wird. Gerade Österreich ist hervorragend geeignet, die deutlich bessere Ökobilanz im Vergleich zum Verbrenner auszunutzen. Zudem reduzieren Elektromotoren auch den Verkehrslärm und die Gesundheitsbelastung durch gefährliche Schadstoffe wie Stickoxide.“
Strombedarf: 100%ige Abdeckung durch Erneuerbare möglich
Ein weiterer Mythos ist, der erhöhte Strombedarf für E-Autos könne nur mit Fossil- und Atomenergie gedeckt werden. Der Umstieg auf das E-Fahrzeug geht zwar mit einem höheren Strombedarf einher, zugleich wird aber der Gesamtenergiebedarf durch die Effizienz des Elektromotors gesenkt. „Stiegen rund 20% aller Pkw in Österreich auf Elektroantrieb um – das wären 1 Million Fahrzeuge –, würde der heimische Strombedarf gegenüber dem Jetztstand rechnerisch um nur rund 3,6% steigen“, weiß Faktencheck-Autor Georg Günsberg. Diese Menge ist in den kommenden Jahren relativ leicht durch neue Ökostromanlagen in Österreich abdeckbar. Wie eine aktuelle Studie der TU Wien zeigt, ist eine 100%ige Abdeckung des heimischen Strombedarfs mit erneuerbarer Energie bis 2030 umsetzbar – und das ohne signifikante Mehrkosten.
E-Auto als Wirtschaftstreiber und Jobmotor
Doch auch die heimische Wirtschaft kann vom internationalen Ausbau der E-Mobilität profitieren. Zahlreiche Unternehmen profitieren z.B. als Batterie-Entwickler oder Zulieferer von Hightech-Kabeln und Informationstechnologien bereits jetzt vom Trend zum E-Auto. Laut der E-MAPP-Studie aus dem Jahr 2016 zur heimischen Produktion durch E-Mobilität können bis 2030 insgesamt bis zu 33.900 Jobs entstehen und 3,1 Mrd. Euro Wertschöpfung in Österreich generiert werden. Zusätzlich kann der Ausstieg aus dem fossil betriebenen Auto Milliardeneinsparungen bei den Energieimporten bringen. E-Fahrzeuge, die konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ersetzen, tragen außerdem zur Reduktion von CO2-Vermeidungskosten und durch reduzierte Schadstoffe zu geringeren Gesundheitskosten bei.
Der Faktencheck: Trendbarometer, Argumentarium, Nachschlagewerk
Der „Faktencheck E-Mobilität“ ist eine Spezialausgabe der seit 2014 erfolgreich erscheinenden „Faktencheck“-Reihe zur Zukunft der Energieversorgung und bietet eine umfassende Aufarbeitung der aktuellsten Daten, Fakten und Argumente in der Diskussion zur Mobilität der Zukunft. Er zeigt auf Basis internationaler Studien in zehn Kapiteln wirtschaftliche und ökologische Trends und beantwortet die gängigsten Fragen zum Thema. Der Faktencheck wurde inhaltlich vom Klima- und Energieexperten Georg Günsberg ausgearbeitet und vom Klima- und Energiefonds und VCÖ herausgegeben.
Weitere Informationen
Informationen zur Förderung von privaten E-PKWs (im Rahmen des E-Mobilitätspaketes von Umwelt- und Verkehrsministerium): https://www.klimafonds.gv.at/foerderungen/aktuelle-foerderungen/2017/e-mobilitaet-fuer-private/
„move – Strom gibt Gas“: https://youtu.be/5drjp6LDRJw. Der rund 30minütige Film ist für die Zielgruppe „Jugendliche“ und als Informationsmedium in Schulen produziert worden. Er zeigt, wie E-Mobilität funktioniert und welche Vorteile sie hat. Der Film wurde vom Klima- und Energiefonds unterstützt und wurde unter der Federführung der Bundesinitiative eMobility Austria und in Kooperation mit dem Verbund, Schrack Technik, KIA Österreich, ÖAMTC und AVL LIST erstellt.