Die europäische Kohleindustrie gerät zunehmend unter Druck und ist nicht mehr profitabel. Das zeigt nun auch eine neue Studie des britischen Thinktanks Carbon Tracker. Allein in diesem Jahr könnten die fossilen Energiekonzerne mit ihren Kohlesparten 6,6 Milliarden Euro Verlust einfahren. Grund dafür sind steigende Umweltauflagen und die Konkurrenz durch erneuerbare Energien.
Die Analyse von Carbon Tracker wurde am 24. Oktober veröffentlicht und kommt zum Ergebnis, dass ein großer Teil aller europäischen Kohlekraftwerke inzwischen Verluste macht. Insgesamt beläuft sich der Anteil demnach auf 79 Prozent. Am stärksten zeigt sich diese Entwicklung in Deutschland (mit 1,9 Milliarden Euro Verlusten insgesamt), Spanien (992 Millionen) und Tschechien (899 Millionen). Demgegenüber stehen nur wenige Kraftwerke in Polen, Italien und Slowenien, die aufgrund guter Strompreise auf dem Großmarkt noch Gewinne einfahren. Dazu kommen einzelne, hoch effiziente Kraftwerke in Deutschland und den Niederlanden.
Das Team von Analysten betrachtete für die Studie eine breite Spanne an öffentlichen Daten zu 542 Kohlekraftwerken in der EU. Darunter sind neben Informationen zu den Brennstoffen auch Betriebskosten der Kraftwerke, Emissions-Preise sowie Kosten der Maßnahmen wie der Einbau neuer Filter, um striktere EU-Umweltvorschriften zu erfüllen. Die neue Analyse bestätigt ältere Studien des Thinktanks. 2015 ermittelten die ExpertInnen, dass die fünf größten Energiekonzerne der EU zwischen 2008 und 2013 in der Kohlesparte bereits 100 Milliarden Euro verloren hatten. 2017 waren laut Carbon Tracker 54 Prozent der Investitionen ins Kohlegeschäft negativ. Aus diesem Grund fahren Stromkonzerne die Kohleverstromung auch seit Jahren zurück. Allein heuer ist die Förderung von Steinkohle in der EU um 39 Prozent gesunken, jene von Braunkohle um 20 Prozent, so Carbon Tracker.
Quelle: EU-Umweltbüro