In der ersten Jahreshäflte erzeugten Wind-, Sonnen-, Wasser- und Bioenergie 40 Prozent des Stroms in den 27 Mitgliedsstaaten und übertrafen damit fossile Brennstoffe. Diese machten lediglich 34 Prozent aus. Infolgedessen sanken die Kohlenstoffemissionen aus dem Stromsektor des Blocks in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 um fast ein Viertel. Das berichtete der Klima-Think-Tank Ember, der sich auf die Beschleunigung des globalen Stromwandels konzentriert.
Dies sei ein „symbolischer Moment“ im Übergang des europäischen Stromsektors, befand Dave Jones, ein leitender Stromanalyst bei Ember. Er wies darauf hin, dass vor neun Jahren fossile Brennstoffe doppelt so viel Strom in der EU erzeugten wie erneuerbare Energien.
Während die Stromnachfrage in der EU aufgrund von COVID-19 um sieben Prozent zurückging, stieg die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 11 Prozent, vor allem durch neue Wind- und Solaranlagen, die ein Fünftel des europäischen Stroms erzeugten. In Dänemark wurden 64 Prozent der Elektrizität aus Wind- und Sonnenenergie gewonnen.
Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen ging unterdessen um 18 Prozent zurück. Dabei verzeichnete Kohle den stärksten Rückgang, wobei die Erzeugung in allen Ländern, in denen sie Teil des Strommixes war, zurückging. In Portugal, das über längere Zeiträume völlig kohlefrei war, ging die Kohlegewinnung um 95 Prozent zurück. Der portugiesische Energieversorger EDP hat zudem kürzlich die Schließung seines Kohlekraftwerks Sines im Januar 2021 angekündigt. Damit wird sich die geplante Abschaltung aller Kohlekraftwerke im Land um zwei Jahre, von 2023 auf 2021, beschleunigen. Spanien verzeichnete bei der Kohleerzeugung einen Rückgang um 58 Prozent. Am stärksten ging die Nachfrage nach Kohle in Deutschland zurück.
Allerdings erzeugte Polen zum ersten Mal mehr Strom aus Kohle als sein westlicher Nachbar und so viel wie die übrigen 25 EU-Mitgliedstaaten zusammen. Erst letzte Woche kündigte Polen einen Rettungsplan für seinen Kohlebergbau an, der unter der sinkenden Nachfrage, billigeren Alternativen und akkumulierten finanziellen Verlusten leidet. Das Land hat keinen Zeitplan für den Ausstieg aus der Kohleförderung und muss sich noch dem EU-Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 anschließen. Brüssel gewährte jedoch Warschau den Zugriff auf 50 Prozent der ihm zugewiesenen EU-Mittel, welche den Ländern beim Übergang von fossilen Brennstoffen helfen sollen. Polen ist eines der am stärksten von dem Rückgang der Stromnachfrage betroffenen EU-Länder. Es hat auch den zweitteuersten Strom in Europa, was dazu führt, dass Importe und erneuerbare Energien die einheimische Kohleerzeugung im Preis unterbieten. Auch die Gaserzeugung ging europaweit – um insgesamt sechs Prozent – zurück. In elf Ländern wurden Rückgänge verzeichnet, unter anderem in Spanien und Italien.
Quelle: Euractiv