15.01.2013
Die Debatte um die Grenzen des Wachstums nimmt Fahrt auf – vor allem in den krisengeschüttelten Ländern Südeuropas. Die Menschen zweifeln an einem System, das das Versprechen von Wohlstand nicht gehalten hat, und experimentieren mit alternativen Formen der ökonomischen und sozialen Organisation.
In Zeiten der Krise gewinnt die Diskussion um die Grenzen des Wachstums an Bedeutung. Schon lange warnten Experten und Expertinnen, in einer wachstumsorientierten Gesellschaft seien Krisen vorprogrammiert. Schließlich sei unendliches Wachstum in einer endlichen Welt nicht möglich. Die ursprünglich aus Frankreich stammende Décroissance-Bewegung schlägt als Alternative eine Abkehr von der Wachstumsgesellschaft vor. Unter dem Motto „Weniger haben, um besser zu leben“ plädieren die Verfechter/innen der Décroissance für eine Wachstumsrücknahme. Diese bedeutet aber nicht nur eine Reduzierung des Konsums, der Produktion und des Ressourcenverbrauchs, sie setzt ein grundlegendes Umdenken und eine Umstrukturierung des gesellschaftlichen Zusammenlebens voraus, hin zum Aufbau von autonomen, sparsamen und solidarischen Gesellschaften. In den von der Krise erschütterten Ländern Südeuropas gewinnt die Décroissance-Bewegung zunehmend Anhänger/innen. Die Menschen zweifeln an einem System, das das Versprechen von Wohlstand nicht gehalten hat, und experimentieren mit alternativen Formen der ökonomischen und sozialen Organisation.
Experimente mit alternativen Formen ökonomischer und sozialer Organisation
In Spanien hat die Krise das Leben vieler Menschen in wenigen Jahren dramatisch verändert. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im November 2012 auf fast 5 Millionen. Die Arbeitslosenrate bei Menschen bis zu 35 Jahren beträgt über 50%. Betroffen sind vor allem junge Akademiker/innen, die trotz hoher Qualifizierung keinen Einstieg in den Arbeitsmarkt finden. Angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt in den Städten, ziehen immer mehr Menschen aufs Land. Die sogenannten neorurales versuchen ihr Glück in der Landwirtschaft oder hoffen zumindest auf geringere Lebenshaltungskosten. In den Städten entsteht währenddessen eine neue ökonomische Kultur, die in vielen Fällen auf Geld verzichtet und stattdessen auf tauschen, recyceln und teilen setzt. Aus der Protestbewegung der Empörten sind die asambleas de barrio, die Stadtviertelversammlungen, entstanden, in denen Nachbarschaftshilfe organisiert wird.
Den gesamten Beitrag und die Videoclips finden Sie auf der Homepage der Heinrich Böll Stiftung.