Führende Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten die Umsetzung der Agenda 2030 in Österreich im Rahmen des „SDG Forum 2019“ am 29. November in Wien. SDG Watch Austria, ein Zusammenschluss von mehr als 160 zivilgesellschaftlichen und gemeinnützigen Organisationen, fordert von der neuen Regierung eine kohärente Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) in Österreich.
Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek eröffnete dieses Jahr das SDG Forum 2019 von SDG Watch Austria im großen Festsaal der Universität Wien. Dabei betonte sie die Notwendigkeit der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit: „Ich betrachte SDG Watch Austria als einen sehr wichtigen Partner und Verbündeten für die mit dem Übergang zur nachhaltigen Zukunft verbundenen notwendigen Transformationen. Und die müssen wirklich groß sein. Ich schätze Sie als mahnende Stimme, das brauchen wir täglich, […] als kritischen, aber stets lösungsorientierten Dialogpartner und als innovativen Impulsgeber für das Erreichen der SDGs in allen ihren vielfältigen täglichen Dimensionen.“ Das Nachhaltigkeitsministerium nimmt bei der Umsetzung der Agenda 2030 auf Bundesebene eine Vorreiterrolle ein. Im Sommer wurde ein SDG Aktionsplan 2019+ verabschiedet, der alle Initiativen des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus zusammenfasst. Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek zeigte sich überzeugt: „Wenn wir alle die Maßnahmen in unseren Wirkungsbereichen beharrlich und engagiert umsetzen, kommen wir schneller ans Ziel. Die Realisierung der UN-Nachhaltigkeitsziele ist eine gemeinsame Verantwortung, die wir für die nächsten Generationen wahrnehmen müssen.“
Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung und Mitbegründer von SDG Watch Austria, widmete seine Begrüßung einigen der großen Herausforderungen, welche die Agenda 2030 zu lösen hofft: „Klimakrise, Artensterben, Armut und Ungleichheit hängen in hohem Maße zusammen. Der Klimawandel trifft ganz besonders die Landwirtschaft, er führt zu Ernteeinbußen und verstärkt das Insektensterben. Dürre und andere Klimakatastrophen zwingen Menschen aus den besonders stark betroffenen Regionen der Welt dazu, ihr Land zu verlassen. Die neue Regierung muss sich daher rasch diesen Herausforderungen stellen und die Umsetzung der Agenda 2030 zur Chefsache machen. Durch eine kohärente Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele kann vielen der großen Herausforderungen dieser Zeit wirksam entgegen getreten werden.“
„In vielen Bereichen haben wir bereits Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030 erzielt, auch bei Politik und Verwaltung sehen wir in letzter Zeit positive Signale. Dennoch braucht es entschlosseneres Handeln“, ergänzt Dietmar Schreiner, Vorstandsvorsitzender des Dachverbandes Globale Verantwortung mit 35 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe. „Für die kommende Bundesregierung wird es daher notwendig sein, die Agenda 2030 als Maßstab für das Regierungsprogramm und das Handeln der Regierung zu betrachten. Dazu gehört auch, dass konkrete Ziele und Maßnahmen inklusive Verantwortlichkeiten bei der Umsetzung der Agenda festgelegt werden, Gesetze einem SDG Fitness Check unterzogen werden und bei der Fassung des Budgets die Agenda 2030 als oberste Maxime gilt“, so Dietmar Schreiner weiter.
Das SDG Forum 2019 widmete sich einerseits der österreichischen Perspektive und diskutierte unter anderem neue Forschungsergebnisse der Wissenschaft sowie das Interesse der Wirtschaft an den SDGs und welche Wege Österreichs Politik und Verwaltung bei der Umsetzung der Agenda 2030 einschlagen können. Andererseits gab es Fachdiskussionen zu übergreifenden Themen wie Bildung, ländlicher Entwicklung und nachhaltiger Rohstoffpolitik. Unter dem Hashtag #GoodFood4All wurden die Frage einer nachhaltigen Landwirtschaft sowie die Verbesserung der Rechte und der soziale Lage von Kleinbauern und -bäuerinnen durch die SDGs behandelt.
Resumé des Vormittags
Alle Diskutierenden waren sich einig, dass die Zeit bis 2030 jedenfalls knapp sei und es in Österreich an Visionen und Bildern für die Zukunft mangle. Veränderung sei möglich, diese Vorstellungskraft müsse aber noch gestärkt werden. Hierbei spiele die Politik eine wichtige Rolle, da sie richtungweisend für die tatsächliche Zukunft des Landes sei. Die zentrale Frage dabei: Wie soll unser Österreich 2030 bzw. 2050 aussehen? Dass Umweltverschmutzung derzeit kostenlos ist und Wachstum als oberste Maxime nach wie vor unhinterfragt bleibt, sei jedenfalls kein Zukunftsmodell, so die Diskutierenden.
Zusammenfassung und Empfehlungen
Dietmar Schreiner, Vorstandsvorsitzender der AG Globalen Verantwortung und Geschäftsführer von Welthaus Diözese Graz-Seckau, fasste den Tag zusammen: „Wir haben heute gesehen, dass ein starkes Engagement für die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bereits vorhanden ist. Nichtsdestotrotz ist es wichtig diesen Weg weiterzugehen – gemeinsam mit allen Stakeholdern auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und sich aktiv für eine bessere Gesellschaft national sowie international einzusetzen. SDG Watch Austria wird weiterhin und unermüdlich die aus unserer Sicht notwendigen Umsetzungsmaßnahmen von Politik und Verwaltung einfordern. Denn die Umsetzung der Agenda 2030 ist nicht nur eine Chance, sondern eine Notwendigkeit, um die globalen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen zu können.“