Wie kann ein gesundes Leben in unseren Städten aussehen? Diese Frage wird immer brisanter, nicht nur durch die COVID-19-Pandemie, sondern auch angesichts der Klimakrise. Österreichweit gab es in den vergangenen Jahren bereits doppelt so viele Hitzetote wie Verkehrstote. Klimaprognosen sagen für Wien bis zum Ende dieses Jahrhunderts bis zu sechs Mal länger andauernde Hitzeperioden voraus. Bauwerksbegrünungen senken die gefühlte Temperatur bei Hitze um bis zu 13°C. Das Potenzial ist enorm: Allein in Wien könnten 18 Millionen Quadratmeter Dachfläche mit geringem Aufwand begrünt werden.
Auch wirtschaftlich kann Bauwerksbegrünung Großes bewirken: Pro 8.000 m² zusätzlicher Gründachfläche entstehen 10 neue Arbeitsplätze. Würde jedes zweite Gründach im Neubau bis 2030 begrünt ausgeführt, ergäbe das mehr als 8.000 direkte und weitere 25.000 indirekt entstehende neue Arbeitsplätze in Österreich. Derzeit sind hierzulande vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig, von der Technologie-Entwicklung und Planung über die Herstellung von Komponenten bis hin zur Ausführung und Pflege.
Die Branche zeichnet sich auch durch einen hohen Innovationsgrad „made in Austria“ aus: Durch die gezielte Kombination von Dachbegrünungen mit anderen Technologien wird ihre Wirkung noch weiter gesteigert. Dazu zählen beispielsweise Solar-Gründächer, in denen der kühlende Effekt der Pflanzen die Leistung der Photovoltaik steigert, oder die Nutzung und Reinigung von Grau- und Brauchwasser auf Dächern.
Um die Entwicklungspotenziale der Bauwerksbegrünung für Wirtschaft und Umwelt gezielter zu nutzen, braucht es auch politisches Commitment. In immer mehr Gemeinden und Städten werden Bauwerksbegrünungen finanziell gefördert und in Bebauungsplänen festgeschrieben. Das sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Eine Reihe weiterer politischer Maßnahmen könnte jetzt gezielt dazu beitragen, die Konjunktur anzukurbeln.
Der Verband für Bauwerksbegrünung und das Innovationslabor GRÜNSTATTGRAU stellen, stellvertretend für die gesamte Branche, 14 Forderungen, u.a.:
- Festlegen verbindlicher politischer Ziele zur Steigerung der Gründächer und -fassaden in Österreich: Im Jahr 2030 ist jedes zweite Flachdach im Neubau ein Gründach.
- Verpflichtender Grün- und Freiflächenfaktor bei Neubau und Sanierungen, Berücksichtigung der Bauwerksbegrünung im Energieausweis, Ausrichtung der Vorschreibungen zur Bauwerksbegrünung hin zu einer Kombination mit Photovoltaik und Ausschüttung entsprechender Förderungen. Wie effektiv Förderungen sind, zeigt sich auch darin, dass für jeden Euro, der von der öffentlichen Hand als Förderung in Bauwerksbegrünung investiert wird, drei weitere Euro an privaten Investitionen getätigt werden.
- Gesetzliche Anpassungen auf verschiedenen Ebenen: Verpflichtende Kennzahlen für Bauwerksbegrünungen in den Bauordnungen, Schaffen von steuerlichen Anreizen für ein dezentrales Regenwassermanagement, Anpassungen im Mietrechtsgesetz und Wohnungseigentumsgesetz.
Diese und weitere Maßnahmen würden gezielt zur Konjunkturbelebung im Einklang mit dem Klimaschutz und der Klimawandelanpassung zu lebenswerten Städten beitragen.
Nähere Infos: grünstattgrau.at