Erwerbsarbeit sollte für möglichst alle sowohl Existenz sichernd als auch von hoher Qualität und nutzbringend für Individuen wie für die Gesellschaft sein. Für viele Menschen verschlechtern sich aber die Arbeitsbedingungen und Arbeitslosigkeit gefährdet oder behindert die gesellschaftliche Teilhabe.
Fragestellungen
- Mit welcher nachhaltigen Wirtschaftsstrategie kann die in den letzten Monaten gestiegene und weiter wachsende Arbeitslosigkeit möglichst rasch wieder reduziert werden?
- Ist in einer längerfristigen Perspektive Arbeitszeitverkürzung in den verschiedensten Formen wenigstens teilweise eine mögliche Alternative zu einer ständig steigenden (materiellen) Produktion?
- Welche Interessen werden mit der Zunahme der atypischen Beschäftigungsverhältnisse bedient? Kann das Normalarbeitsverhältnis noch als anzustrebende Norm und als primäre Basis für die Einbindung in das Netz der sozialen Sicherheit betrachtet werden?
- Ist bei den in Europa praktizierten Flexicurity-Modellen die Balance zwischen Flexibilität und Sicherheit gegeben? Profitieren ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen gleichermaßen?
- Wie ist mit dem Umstand umzugehen, dass sowohl unbezahlte als auch geringer entlohnte formale Arbeit nach wie vor hauptsächlich von Frauen verrichtet wird? Welche weiteren Maßnahmen sind notwendig, um Einkommensgleichheit zwischen Männern und Frauen herzustellen?
Mögliche Maßnahmen
- Umverteilung von Arbeit durch allgemeine Arbeitszeitverkürzung
- Teilzeitarbeit mit möglichst hohem Stundenausmaß als zeitlich befristete Übergangsangebote
- Anpassung von sozialer Sicherheit an zunehmend flexiblere Erwerbsbiographien („Flexicurity“), wobei Flexibilisierungstendenzen nicht nur zugunsten der ArbeitgeberInnen ausgestaltet sein dürfen
- Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt und vor allem bei Einkommen
- Ausbau von Sachleistungen, wie z.B. hochwertige und leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen, oder mobile, teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen
- Aufwertung von Betreuungs- und Pflegeberufen (Investitionen in Ausbildung, Arbeitsbedingungen, Einkommen etc.)
- Förderung des Männeranteils an der unbezahlten Versorgungsarbeit
- Bewusstseinsbildung, dass Erwerbsarbeit nicht unabhängig von Versorgungsarbeit gesehen/geleistet werden kann
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Weniger ist mehr
Seit Kurzem leidet Herr Klein unter Schlafstörungen. Sein Hausarzt rät ihm, den Stress zu reduzieren und mehr Sport zu betreiben. Doch das ist leichter gesagt als getan: Durch die geplante Produktionsverlagerung nach Asien verbringt Herr Klein nun noch mehr Zeit im Büro als sonst.
Zeit mit der Familie und die eigene Gesundheit sind bei Herrn Klein in den letzten Monaten zu kurz gekommen, die Work-Life-Balance stimmt bei ihm schon lange nicht mehr. Eines Abends trifft er sich mit einem befreundeten Unternehmer. Bei einem Gläschen Bier schildert ihm Herr Klein sein Leid. Völlig überraschend bietet ihm der Bekannte einen Job als Controller an. Das Gehalt wäre zwar deutlich niedriger als bisher, allerdings auch die Arbeitszeit. Herr Klein hätte wieder mehr Zeit für seine Familie und könnte sich auch seinen vernachlässigten Hobbys widmen.
Herrn Klein ist bewusst, dass viele andere Arbeitnehmer diese Überlegungen aus finanziellen Gründen nicht anstellen können. Dennoch fällt ihm die Entscheidung nicht leicht: Bisher konnte Herr Klein seinen persönlichen Wert an der Höhe des Einkommens bewerten, nun benötigt er für sein Selbstwertgefühl andere Parameter. Er überlegt, ob er sich im örtlichen Fußballverein ehrenamtlich für die Jugend engagieren soll. Schließlich war er in seiner Jugendzeit ein recht passabler Spieler…