83 Gletscher im ganzen Land hat der Messdienst des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) für den aktuellen Gletscherbericht vermessen. Die jährlichen Auswertungen haben nun einen Negativrekord aufgezeigt: Der Gletscherrückgang von durchschnittlich 25,2 Metern ist demnach der höchste seit dem Jahr 1960. Die Zunge des Gepatschferners in den Ötztaler Alpen ist sogar um 125 Meter zurückgeschmolzen. Nur ein einziger Gletscher wies im Beobachtungszeitraum keinen Längenverlust auf. Als Hauptgrund für den beträchtlichen Rückgang nennen die Forscher den außergewöhnlich warmen Sommer im letzten Jahr.
Überdurchschnittliche Sommertemperaturen als Hauptursache für Gletscherschwund
Für die Gletscherrückgänge verantwortlich ist laut Experten primär der überdurchschnittlich warme Sommer im Jahr 2017. Auch der außergewöhnlich warme und schneearme Winter 2016/17 war für den Fortbestand der Gletscher nicht förderlich: bis Ende April 2017 fielen vielerorts nur die Hälfte bis zwei Drittel der durchschnittlichen Niederschlagsmengen – die schützende Schneedecke war auch im Sommer rasch abgeschmolzen und erlaubte eine frühe Eisschmelze.
Die ungünstigen Bedingungen wirkten sich eindeutig auf die Entwicklung der Gletscher aus. Lag der höchste Rückzugsbetrag im Berichtsjahr 2015/2016 noch bei 65 Metern (Hornkees), übertrafen heuer gleich sechs Gletscher diesen Wert deutlich. Der höchste Rückzug wurde am Gepatschferner (Ötztaler Alpen) mit 125 Metern gemessen. Das Waxeggkees (Zillertaler Alpen) wies einen Schwund von 120 Metern auf, gefolgt vom Winkelkees (Ankogelgruppe) mit 118,1 Metern.
Die maximale Ausaperung – also der größte Anteil an blankem Gletschereis – wurde laut aktuellem Gletscherbericht Ende August erreicht und ähnelte in ihren Ausmaßen vielerorts den Extremsommern der Jahre 2003 oder 2016. Auf einer Höhe von rund 3000 Metern haben die Gletschermesser des Alpenvereins erste größere Aperflächen ab Anfang Juli registriert, mehrfache Neuschneefälle reduzierten in diesen Höhen allerdings die Abschmelzung markant. Tief gelegene Gletscherzungen hingegen aperten schon früh im Juni aus.
Team des aktuellen Berichts
Insgesamt waren für den aktuellen Bericht 22 Beobachter mit 70 Begleitern von August bis Oktober 2017 ehrenamtlich im Einsatz. Neben Längenmessungen wurden Fließgeschwindigkeiten und Oberflächenhöhen erfasst. 18 Berichte hat das Team schließlich für den Gletscherbericht ausgewertet und analysiert.
Quelle: Newsletter Umweltdachverband / Alpenverein Österreich