Eine Million Tonnen Lebensmittel werden in Österreich jedes Jahr weggeworfen. Die Hälfte davon in privaten Haushalten, zeigt eine aktuelle Studie. Wie dies verhindert – oder zumindest verringert – werden kann.
Das Weckerl schon zu hart, der Apfel zu runzelig und das Joghurt ist laut Mindesthaltbarkeitsdatum auch schon abgelaufen. Für die Hälfte der Lebensmittel, die in Österreich jedes Jahr im Müll landen – die Rede ist von rund einer Million Tonnen – sind die privaten Haushalte verantwortlich. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation WWF Österreich.
Erstmals wurden neben dem Restmüll auch die Schätzungen anderer Entsorgungswege wie Biomüll oder Kanal mit einbezogen, erklärt Studienautorin Gudrun Obersteiner von der Boku. Und stellt fest: Bis zu 133 Kilo an genießbaren Lebensmitteln – und damit zwischen 250 und 800 Euro – landen jedes Jahr pro Haushalt im Müll. Am häufigsten dabei frische Produkte wie Obst, Gemüse und Brot. Dies kann verhindert werden.
Bewusst einkaufen
Es beginnt beim bewussten Einkauf – oder eigentlich schon davor. Obersteiner rät in diesem Zusammenhang dazu, sich noch zu Hause einen Einkaufszettel zu schreiben und dann wirklich nur das einzukaufen, was benötigt wird. Auch solle man nicht hungrig einkaufen gehen und speziellen Angeboten wie billigen Großpackungen oder Mengenrabatten widerstehen. „Wunderschön“ habe sich das Problem daran in den Untersuchungen am Beispiel der Paprika Tricolore gezeigt: „Der Mensch neigt natürlich dazu, das günstigere Produkt und sich damit die drei Paprika zu kaufen. Im Normalfall wird aber mindestens einer der drei Paprika weggeworfen.“ Dasselbe geschieht bei Semmeln im Zehnersackerl.
Gerade bei Brot und Gebäck wird viel mehr gekauft als benötigt. „Hier ist die beste Idee, weniger einzukaufen. Statt zwei Semmeln, zwei Kornspitz, zwei Salzstangerln und zwei Mohnweckerln lieber vorher den Partner fragen, worauf er überhaupt Lust hat.“ Wer Abfälle in Supermärkten vermeiden möchte, kann sich für Produkte entscheiden, „die nicht mehr hundert Prozent schön sind“. Obst und Gemüse, das eben nicht mehr ganz so knackig und frisch ist oder Ware, die mit einem „Minus 50 Prozent-Etikett“ versehen, aber durchaus noch in Ordnung ist. Dasselbe gilt für Joghurt, das nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum liegt.
Richtig lagern
Nach dem Einkaufen stellt sich die Frage nach der richtigen Lagerung. Ein großes Problem besteht darin, so Obersteiner, dass die Leute glaubten, „Obst und Gemüse so offen und wunderschön präsentieren zu müssen wie es auf Märkten und in Geschäften getan wird.“ Die bessere Option als die Obstschale ist aber der Kühlschrank. „Oft hören wir, durch das Kühlen würden die Produkte an Geschmack verlieren“, erläutert die stellvertretende Institutsleiterin.
Das sei bei den meisten von ihnen aber „ein Blödsinn“, schließlich werden sie schon im Vorfeld lange gekühlt. Ein Apfel, der jetzt gekauft wird, wurde im Oktober geerntet – „Damit der jetzt noch frisch und prall ist und im Supermarkt hübsch präsentiert werden kann, wurde er gekühlt. Das heißt, der verliert schon nicht an Geschmack, auch nicht, wenn ich ihn in meinem Kühlschrank weiterkühle.“
Das meiste Obst und Gemüse könne also problemlos im Kühlschrank gelagert und somit länger haltbar gemacht werden. Manche Lebensmittel aber geben Ethylen ab und bringen dadurch andere dazu, schneller zu reifen. Äpfel im Speziellen, aber auch Tomaten, Brokkoli, Lauch, Birnen oder Marille. Sie sollte man besser separat von den anderen lagern.
Konservieren
Zuletzt kann man Lebensmittel länger haltbar machen, indem man sie konserviert. Hierbei gibt es verschiedene Methoden: Einfrieren, trocknen, einlegen oder einkochen.
Richtig reife und hochwertige Zutaten und einwandfreie Hygiene empfiehlt Stephanie Kosten in ihrem „Kleinen feinen Einmachbuch“ für jede Art des Konservierens. Reifes Obst und Gemüse bringen mehr Geschmack ins Glas. Eine saubere Arbeitsfläche und sauberes Equipment garantieren, dass das Ergebnis den Winter in gutem Zustand überdauert.
„Ich habe das Gefühl, die Leute denken, das Konservieren von Lebensmitteln dauert viel zu lange. Aber aus Erdbeeren zum Beispiel, die ja wirklich superschnell verderben, kann ich innerhalb von wenigen Minuten eine Marmelade zaubern“, legt Obersteiner nahe. Auch das Einfrieren funktioniere gut, allerdings müsse man hierbei auch konsequent sein und die Dinge danach auch wirklich aufbrauchen.
Viele Menschen hätten verlernt, dass es nicht unbedingt eines Rezeptes nach Jamie Oliver und Co bedürfe. Sie sollten, ginge es nach ihr, durchaus Mut zum Experimentieren zeigen. Dies gelte auch für den empfohlenen Restltag, an dem alles, was noch daheim ist, aufgebraucht wird. Und somit nicht in der Mülltonne, sondern in der Pfanne landet.
Quelle: Die Presse