Wohin man bei den Jahresbilanzen der Temperaturentwicklung auch blickt, stößt man auf Rekorde der ungeliebten Art. So war 2019 in Europa das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Der weltweite Schnitt sieht kaum anders aus, und Indien blickt auf das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen zurück.
Weltweit habe es sich um das zweitwärmste Jahr gehandelt – in einer Reihe von gleich fünf außergewöhnlich warmen Jahren, teilte der Copernicus-Klimawandeldienst (Copernicus Climate Change Service) im britischen Reading mit. Copernicus ist das wichtigste Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Und seinen Daten zufolge brachen nicht nur mehrere Monate des Vorjahres die bisherigen Rekorde, es sind auch die klimaschädlichen Kohlendioxid-Konzentrationen in der Atmosphäre weiter angestiegen. Die Experten sprechen von „zweifelsohne erschreckenden Alarmsignalen“.
Besonders betroffene Regionen
Deutlich wärmer im Vergleich zum Durchschnitt von 1981 bis 2010 war es laut Copernicus in Alaska und über weiten Teilen der Arktis. Nahezu alle Landmassen waren den Statistiken zufolge überdurchschnittlich warm, vor allem in Ost- und Südeuropa, Südafrika sowie Australien, wo derzeit großflächige Brände wüten.
Speziell auf Europa bezogen herrschten den Experten zufolge das ganze Jahr überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Zwar brachen die Durchschnittstemperaturen der einzelnen Jahreszeiten keine Rekorde. Über das gesamte Jahr gesehen habe Europa aber sein wärmstes Kalenderjahr erlebt, ganz knapp vor 2014, 2015 und 2018, so die Forscher.
Folgenschwere Hitze in Indien
Indien hat derweil sein bisher heißestes Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hinter sich – mit verheerenden Folgen für das bevölkerungsreiche Schwellenland. In den Jahren 2010 bis 2019 sei die Durchschnittstemperatur 0,36 Grad über dem Langzeitmittel gelegen, teilte die indische Meteorologiebehörde (IMD) mit.
In das abgelaufene Jahrzehnt fielen den Angaben zufolge fünf der heißesten Jahre des Landes überhaupt. Der absolute Hitzerekord wurde 2016 gemessen. Allein vergangenes Jahr kamen den Angaben zufolge durch Extremwetterereignisse mehr als 1.500 Menschen in Indien ums Leben: 850 durch heftige Regenfälle und Überschwemmungen, 350 weitere durch eine sommerliche Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 51 Grad und 380 weitere durch Stürme und Blitzschläge.
Zyklone und heftige Monsunregen gibt es in Indien alljährlich. Der Klimawandel trägt aber nach Angaben von Wissenschaftern dazu bei, dass solche Wetterextreme heftiger ausfallen. „Die Wirkung der Erderwärmung auf Indien ist unverkennbar“, sagte auch IMD-Chef Mrityunjay Mohapatra der Zeitung „Times of India“. 2019 habe es „Extremwetter während aller Jahreszeiten“ gegeben.
Quelle: derstandard.at bzw. APA, 8. 1. 2020